Bis das Blut gefriert

Julie Harris, Claire Bloom, Richard Johnson

DVD
Ausgabe vom 18. September 2003
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EAN/ISBN: 7321921651946
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Bis das Blut gefriert - Julie Harris, Claire Bloom, Richard Johnson
In der alten Villa "Hill House" soll es nicht mit rechten Dingen zugehen Das Haus sei verflucht und durch und durch böse, heißt es. Nachdem es zu mysteriösen Todesfällen gekommen ist, wollen vier Menschen, darunter ein Professor, die übernatürlichen Phänomene des Spukschlosses untersuchen. Niemand wohnt dort. Angeblich... Mit dieser berühmten ersten Verfilmung von Shirley Jacksons "Spuk in Hill House" lieferte Regisseur Robert Wise "Der Leichendieb" ein Meisterwerk des subtilen Grauens ab. 1999 wurde dieser "für die Entstehungszeit überdurchschnittliche Gespensterfilm" Lexikon des internationalen Films unter dem Titel "Das Geisterschloss" neu verfilmt.

Bis das Blut gefriert (1963) unter der Regie von Robert Wise zählt ohne Zweifel auch heute noch zu den besten Geisterfilmen überhaupt. Im Gegensatz zu den meist blutigen Horrorfilmen der letzten Jahrzehnte gelingt es Bis das Blut gefriert, die tief im Zuschauer verwurzelten Urängste anzusprechen. Der Spuk basiert auf Shirley Jacksons Roman The Haunting of Hill House, der im Übrigen auch das 1999 entstandene Remake von Jan de Bont inspirierte.
Bereits im Prolog wird kurz und knapp die dunkle Historie des schlossähnlichen Anwesens in New England an der amerikanischen Ostküste beleuchtet (die Aufnahmen entstanden übrigens im alten England), das in der Folge vier unerschrockenen Gästen Heimstatt bieten wird. Ihr Ziel: der Ursache des Furcht einflößenden, über Generationen entstandenen morbiden Rufs des Gebäudes nachzugehen und den Mythos, so Gott will, zu entzaubern. Auf der einen Seite von Schuldgefühlen und tiefer Trauer über den kürzlichen Tod ihrer Mutter erfüllt, auf der anderen Seite von ihrem Glauben an das Übernatürliche und von ihrer Abenteuerlust getrieben, ist Eleanor Vance (Julie Harris) der labilste und damit auch der anfälligste Gast des Anwesens. Sie wurde wie die anderen vom Anthropologen Dr. Markway (Richard Johnson) in das Haus eingeladen. Neben Eleanor gibt es da die freigeistige, über ausgeprägte übersinnliche Fähigkeiten verfügende Lesbe Theodora (Claire Bloom) sowie den oberflächlichen Playboy Luke Sanderson (Russ Tamblyn: West Side Story), der gerne das Haus in Besitz nehmen würde, sollte es sich als bewohnbar erweisen. Natürlich wirkt das dunkle Gebäude auf seine Gäste von Anfang an alles andere als einladend. Merkwürdige Geräusche, von ersticktem Geheul bis zu markerschütterndem Stampfen, sind nur der Auftakt für noch Beängstigenderes. Bald schon scheinen Türen zu atmen, füllen sich Wände mit unerklärlichen Schriftzeichen und entwickeln Wendeltreppen ein Eigenleben.
Das Geniale an Bis das Blut gefriert ist der zurückgenommene Stil von Wise und seinem Drehbuchautor Nelson Gidding (stellvertretend für die gelungene Inszenierung sei die sich einstellende, kaum zu ertragende Spannung erwähnt, wenn sich langsam ein Türknauf zu drehen beginnt), der den sich stetig steigernden Terror des Films fast ausschließlich aus der ausgefeilten Psychologisierung seiner Figuren bezieht - vor allem aus Eleanor, deren mentale Gesundheit zunehmend zerbricht. Das Gefühl der permanenten, potenziellen Anwesenheit einer geisterhaften Erscheinung beruht ausschließlich auf Einbildungskraft (etwa die sorgsame Behandlung von Eleanors Anziehungskraft auf Theodora) und dem Umgang mit der Tonspur, dessen Furcht erregende Wirkung Robert Wise niemals mit der Kamera hätte erreichen können.
Wie schon in Jack Claytons Schocker Schloss des Schreckens aus dem Jahr 1961 wird auch in Bis das Blut gefriert der Fokus auf die Wirkungsweise einer subtilen, schleichenden Infiltration des Zuschauers Wert gelegt und weniger auf visuell sichtbaren Horror gesetzt. Was man nicht sieht, das ist bekanntermaßen erheblich beängstigender. Und so kommt es, dass Bis das Blut gefriert ohne einen abgetrennten Kopf oder einen bluttriefenden Körper auskommt und dennoch garantiert für Gänsehaut sorgt. -Jeff Shannon