Lieder

Anne Sofie von Otter, Gustav Mahler, Pierre Boulez, Thomas Quasthoff, Violeta Urmana

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 14. Februar 2005
Verkaufsrang: 692 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0028947753292
ASIN: B0006M4RPG (Amazon-Bestellnummer)
Lieder - Anne Sofie von Otter, Gustav Mahler, Pierre Boulez, Thomas Quasthoff, Violeta Urmana
Lieder. Klassik-CD

Eine Neuaufnahme der drei Liederzyklen Gustav Mahlers hat sich großen Vorbildern zu stellen: Im Falle der Lieder eines fahrenden Gesellen ist dies etwa Fischer-Dieskaus Version unter Furtwängler, die Rückert-Lieder wurden von Janet Baker und Sir John Barbirolli unnachahmlich vollkommen interpretiert, und die Kindertotenlieder können kaum erschütternder dargeboten werden als einst von Kathleen Ferrier unter Bruno Walter. All diese Interpreten haben es verstanden, die emotionale Gewalt der Musik Gustav Mahlers zum ergreifenden Erlebnis zu machen. Dies scheint Pierre Boulez' Sache nicht: Er liefert zwar eine klangarchitektonisch mit faszinierender Brillanz durchgestaltete Interpretation, die vielerorts der Schönheit nicht entbehrt und auch bisher Ungehörtes oder Überhörtes zu Tage fördert; allerdings vermisst der Hörer immer wieder die erdbebenartige Gewalt, mit der Mahler seinem Innenleben auf musikalischem Weg Ausdruck verlieh. Für diesen Mangel sind die Sänger nur bedingt verantwortlich: Thomas Quasthoff erweist sich als durchaus einfühlsamer Interpret der Lieder eines fahrenden Gesellen, der mit der hohen Lage dieser Gesänge keinerlei Schwierigkeiten hat, weil ihm die benötigten Voix-mixte-Farben mühelos zu Gebote stehen. Violeta Urmana produziert in den Rückert-Liedern einen warmen, intensiven Klangstrom, dessen Fließen allerdings immer wieder einmal durch ein etwas zu wenig kontrolliertes Vibrato gestört wird. Dies gilt auch für Anne Sofie von Otter in den Kindertotenliedern: Sie hat ihre Stimme wieder deutlich besser im Griff als in den vergangenen Jahren, aber ihr Vibrato konterkariert immer wieder einmal die Stringenz der Linienführung. Insgesamt also eine nur teilweise gelungene Neueinspielung dieser wundervollen Lieder, die einen - zumindest zum aufschlussreichen Vergleich - die bewährten älteren Einspielungen aus dem CD-Regal ziehen lässt. - Michael Wersin