Closer

David Sanborn, David Sanborn

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 10. Januar 2005
Verkaufsrang: 43904 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0602498631973
ASIN: B0006M4UAS (Amazon-Bestellnummer)
Closer - David Sanborn, David Sanborn
Closer. Musik-CD

Nach einer über 35-jährigen Karriere als Session-Musiker und über 30 Jahren als Solokünstler hat David Sanborn einen schönen Vergleich für Plattenaufnahmen gefunden. "Es ist", sagt er, "wie wenn man eine Wohnung neu einrichtet. Man streicht die Wände, sucht passende Vorhänge und rückt die Möbel so lange herum, bis man eine Atmosphäre gefunden hat, in der man sich wohl fühlt." Nun, man fühlt sich wohl bei Closer, dem neuen klingenden Showroom des Star-Saxophonisten. Sehr sogar ...
Ein elegantes, hochgradig geschmackvolles und dennoch kuschelig-bequemes Manhattan-Penthouse hat der 1945 in Florida geborene und in St. Louis aufgewachsene Musiker da eingerichtet. Wieder einmal. Denn außer ein paar mehr oder weniger unvermeidlichen Ausrutschern im Geschmacks-Waterloo der 80er Jahre, bürgt der Name David Sanborn einfach für Qualität. Sein unverwechselbarer, seelenvoller Ton mit den typisch klagenden Kieksern in den hohen Lagen ist sein Markenzeichen - ein Musiker-Logo, so markant wie der Coca-Cola- oder Marlboro-Schriftzug. Und mindestens so beliebt. Immerhin zählen bzw. zählten Stars aus so gut wie allen Genres zu seiner Kundschaft: Jazzer wie Gil Evans, Jaco Pastorius, Mark Murphy oder Joe Beck, Soul-Musiker wie James Brown, Blueser wie Albert King, R&B-Götter wie Stevie 0Wonder oder Popstars à la David Bowie, The Eagles oder Bruce Springsteen... Kurz: David Sanborn - ein Sax-Man für alle Fälle.
Was der studierte Musikwissenschaftler aber tatsächlich am Alt-Saxophon drauf hat, dokumentiert er vor allem in seiner mit vielen Alben-Glanzlichtern gespickten Solo-Karriere. Angefangen von seinem Debüt Taking Off bis zu seiner 2003 erschienenen CD Time Again gelingt es ihm nahezu jedesmal, Jazz- und Blues-Roots mit angesagten Sounds und Rhythmen zu kombinieren. Spannende Instrumentalmusik ist meist das Ergebnis - auch bei Closer. Vor allem bei Closer. Denn seit dem letzten Album steht Sanborn beim Renommee-Label Verve unter Vertrag, wo seine Jazzer-Seele hörbar aufblüht. In den Arrangements blitzt öfters wieder Big-Band-Schmiss durch ("Senor Blues", aus der Feder von Horace Silver), die Balladen kommen ohne Plastik-Tränen aus, sind aber immer noch großartig traurig, und klingen, als ob sie in einer New Yorker Bar um vier Uhr morgens aufgenommen worden wären ("Ballad Of The Sad Young Men"). Mal geht es lebhaft in Richtung Cuba ("Tin Tin Deo"), mal greift er tief in die Schmuck-Schatulle des Genres, um Song-Perlen von Abdullah Ibrahim aka Dollar Brand ("Capetown Fringe") oder Charlie Chaplins "Smile" hervor zu kramen, und mit Vibraphonist Mike Mainieri und der herausragenden Sängerin Lizz Wright ("Don?t Let Me Be Lonely") sorgt er für melodiöse Abwechslung auf höchstem Niveau. Dieses hohe Level erfüllen natürlich auch seine erlesenen Sidemen wie Steve Gadd (dr), Christian McBride (b) oder Russell Malone (git). Keine Frage: Auch für Closer hat er wieder die richtigen Accessoires, Soundteppiche und Klangfarben gefunden. - Gunther Matejka