Vossabrygg

Terje Rypdal

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 3. Februar 2006
Verkaufsrang: 133803 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0602498753811
ASIN: B000CRQZS2 (Amazon-Bestellnummer)
Vossabrygg - Terje Rypdal
Vossabrygg. Musik-CD

Jazz aus Skandinavien mag derzeit in Mode sein, eine Neuentdeckung ist er nicht. Bereits Miles Davis ging 1985 nach Kopenhagen, wo er sein Album Aura mit Hilfe des dänischen Trompeters und Komponisten Palle Mikkelborg einspielte. Davis bezeichnete es in seiner Autobiografie als "ein Meisterstück". Dass Mikkelborg nun auch auf Terje Rypdals Vossabrygg spielt, ist natürlich kein Zufall. Denn außer seinen musikalischen Qualitäten verkörpert der Trompeter auch eine Art Bindeglied zu Davis. Schon der Albumtitel weist darauf hin: "Vossabrygg" heißt auf Norwegisch soviel wie "Gebräu aus Voss". Zum einen ist hier jene Stadt im Südwesten Norwegens gemeint, wo jeden Frühling ein renommiertes Jazzfestival stattfindet: Dort sind die Aufnahmen zu Vossabrygg bei einem Auftritt von Rypdals Oktett im Jahr 2003 entstanden, die der Gitarrist für das Album noch einmal überarbeitet hat. Zum anderen verweist Rypdal mit seinem Titel auf das von Miles Davis 1969 eingespielte Album Bitches Brew. Das ist in der Jazz-geschichte insofern legendär, weil Davis dort seine Musik elektrifiziert hat und als erster Jazzer konsequent in Richtung Rockmusik ging. Rypdal, der unermüdliche Experimentator, nimmt mit Vossabrygg die von Miles Davis gelegten Spuren wieder auf und zeigt, dass sie noch weiter führen können. "Ghostdancing", das knapp 20-minütige Eröffnungsstück, erweist sich denn auch als eine Hommage an die Miles Davis-Session von einst. Sogar die mächtige Besetzung, etwa mit zwei Keyboards und zwei Drumsets, ist ähnlich. Die ruhige, psychedelisch anmutende Stimmung setzt sich aber auch in den restlichen Tracks fort. Rypdal gibt auf seinem Instrument ätherische, manchmal schön rockig-schmutzige Seufzer zum Besten, der Bass pumpt, pocht oder rollt dunkel im Hintergrund, dazwischen kommt Mikkelborgs Trompete wie ein gedämpft-eisiger Nordwind zur Geltung. Rypdal bietet dabei mit seiner Band ein breites Spektrum an Sounddesigns, das von Loops bis zum DJ-Scratching reicht. Darin, vor allem jedoch in der eher düsteren Atmosphäre der Klangbilder, ähnelt Vossabrygg ein bisschen Jens Petter Molvær. Doch Rypdals Gebräu trägt unverkennbar das Epos in sich. Und den unverblümten Hang zur Rockmusik. - Roman Rhode