Ein Deutsches Requiem

Dorothea Röschmann, Thomas Quasthoff, Simon Rattle

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 16. März 2007
Verkaufsrang: 250 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0094636539324
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Ein Deutsches Requiem - Dorothea Röschmann, Thomas Quasthoff, Simon Rattle
Brahms Ein Deutsches Requiem

"Ein so großer Mann, eine so große Seele, doch er glaubt an nichts!", sagte einst Antonín Dvorák über Johannes Brahms ? und doch war es Brahms, der eines der eindringlichsten geistlichen Chorwerke schuf, das am Karfreitag 1868 uraufgeführte "Deutsche Requiem". Im strengen Sinne ist Brahms? Requiem keine Totenmesse, denn Brahms vertonte nicht die lateinische Bitte der Trauergemeinde an Gott, die um Gnade für den Toten bittet. Brahms Musik spricht zu den Trauernden selbst, zu dem Menschen in selbstgewählten Bibeltexten. Bereits 1861, 28 Jahre war er alt, hatte er mit der Auswahl begonnen und sie nach dem Tod seiner Mutter fünf Jahre später fortgesetzt. Am Anfang seines REquiems steht die Bergpredigt: "Selig sind, die da Leid tragen" (Matthäus 5,4). Am Ende die Offenbarung: "Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an" (Offenbarung 14,13). Die entscheidende Stelle stammt aus dem Korintherbrief, das triumphal stolze: "Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?" (1. Korinther, 15,55). Kritik brachte dem Komponisten ein, dass ein ausdrücklicher Hinweis auf den Erlöser fehlte, weshalb Brahms einen Arie für Sopran und Orchester zu den Abschiedsworten Jesu an seine Jünger schrieb: "Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen" (Johannis 16,22) hinzufügte.
Die Interpretation eine solchen Werkes sagt sehr viel auch über das Weltbild, das Gemüt des Interpreten aus. In diesem Falle ist es das des Briten Sir Simon Rattle, der hier seinem Ruf als charismatisch lächelnder Medienliebling gerecht wird. Die Schwere des Themas, sein gewaltiger Ernst, will er in dieser Live-Aufnahme aus der Berliner Philharmonie vom Oktober 2006 nicht betonen, wie es einst der tiefdeutschernste Otto Klemperer tat. Die Wucht der Musik, die extremen Stimmungen und Spannungen, die sich hier auftun, das schwermütige Mitleid, die herbe Ergebung kommen dabei nicht zum Tragen. Dafür bietet Rattle schöne, tröstliche Musik mit stimmlich ausgezeichneten Solisten wie Dorothea Röschmann, von der man sich nur etwas mehr Textverständlichkeit wünschte und den immer tiefgründigen Thomas Quasthoff. Teresa Pieschacón Raphael