Curtis

50 Cent

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 7. September 2007
Verkaufsrang: 43743 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0602517334045
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Curtis - 50 Cent
CURTIS

HipHop scheint ohne Konkurrenzkampf nicht auszukommen: Jetzt ist es 50 Cent alias Curtis Jackson, der ausgezogen ist, um gegen Kanye West anzutreten, und zwar nicht nur in einem Battle auf der Bühne, sondern in punkto Verkaufszahlen seines neuen Albums Curtis, das parallel zu Wests Graduation erscheint. Sollte er den Kürzeren ziehen, wolle er mit dem Rappen aufhören, verkündete er. Lachender Dritter im Bunde ist Timbaland, der das Kunststück fertig gebracht hat, seine Fähigkeiten in den Dienst gleich beider Kontrahenten und ihrer neuen Alben zu stellen.
50 Cent hat sein Gesicht auf dem Cover seines neuen Albums Curtis in sorgenvolle Falten gelegt. Auf einem anderen Foto gar verspeist er mit Messer und Gabel einen Schokoladenrevolver mit ungemütlicher Miene. Vermutlich besitzt er dafür auch allen Grund, denn sein altbewährtes Image des Ex-Drogendealers und Gangstarappers allein genügt nicht mehr, um Musik zu verkaufen. Das haben Andere schon viel eher erkannt, nicht zuletzt der innovativere Kanye West. Während dieser schon mal musikalische Schnipsel der Kölner Band Can zu HipHop verarbeitet, wählt sich 50 Cent für sein Intro einen Dialog zweier Ghetto-Boys aus dem Film "Shooters" als Leitmotiv. Klingt, als habe 50 Cent es wieder mal nötig, zu betonen, was für ein harter Hund er sei. Auch wenn er in Interviews Sätze von sich gibt wie "...abgesehen von Eminem und Dr. Dre hat niemand an Curtis mitgewirkt, der so viele Alben verkauft hat wie ich." Das wollen wir gerne glauben, und nicht nur das. Im Inneren des Booklet bemüht sich 50 Cent uns auf anschaulichen Farbbildern zu vermitteln, wie es ihm gelingt Frauen glücklich zu machen, wobei er für die jeweiligen Positionen sogar die Armbanduhren wechselt. Derartige Detailverliebtheit hätte man sich auch für die 17 Songs seines neuen Albums gewünscht. Dabei hat 50 Cent wirklich alles aufgeboten was Rang und Namen hat, um Curtis zu pimpen, angefangen von Mary J. Blige über Robin Thicke und Akon, bis hin zu Justin Timberlake. Letzterer hat dem Song "Ayo Technology" in den prüden U.S.-Medien gleich den Untertitel "Pornoduett" einbrockt: "She wants it, -ah-, she wants it, -uuh" lautet der Anstoß erregende Refrain. Wie schade nur, dass es auf dieser CD nicht mehr vom Kaliber eines Songs wie "Peep Show" gibt, der unter Mitwirkung von Eminem unter Beweis stellt, welche Power HipHop entwickeln kann, wenn man konsequent auf jegliche Kinkerlitzchen verzichtet! Ebenfalls sehr bemerkenswert ist das Stück "Follow My Lead" mit Robin Thicke, das mit einem verblüffend intimen Einstieg aufwartet und im Verlauf ein charmantes Soul-Jazz-Feeling entwickelt. Gerade deshalb ist das Bedauern umso größer, dass es 50 Cent mit Curtis zwar offensichtlich darum ging, bestehende musikalische Gebietsansprüche zu verteidigen, aber keine neuen abzustecken. Dass sein Expansionswille stattdessen eher seinen eigenen Firmen für Szenekleidung und Diätprodukten gilt, lässt sich leider auch in seiner Musik nicht mehr gänzlich überhören. Ob er seine Wette gegen Kanye West trotzdem gewinnt, darüber werden die Fans entscheiden. - Andreas Schultz