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Melissa Etheridge kann es mühelos mit Gutmenschen wie Bono und Bob Geldof aufnehmen, wenn es darum geht, frei nach dem Motto zu handeln: Tue Gutes und rede darüber. Ob Klimawandel oder Menschenrechtsverletzungen, Homo-Ehe oder Frauenrechte; es gibt so gut wie nichts, was nicht in ihrer To-Do-Liste jener Dinge passen würde, für die es sich öffentlich zu engagieren lohnt. Ihr neues Album The Awakening erweitert dieses Spektrum - tragischerweise wie man sagen muss-noch um ein weiteres persönliches Kampfgebiet-nämlich das des Brustkrebses. Hier gibt es keine Schlacht zu gewinnen, sondern allenfalls einen Waffenstillstand zu erringen. Manche glauben, mithilfe von viel Glück, andere reden von Gott. Und genau davon handelt das neue Album von Melissa Etheridge. Sigmund Freud würde sich die Hände gerieben haben. Zuerst einmal über den Rezensenten, dessen erste Assoziation bezüglich der Fotos des Albums bei aller Unwissenheit über die Krebs-Thematik folgende war: Röntgenbilder von menschlichem Gewebe. Und dann über Melissa Etheridge und ihre Entscheidung die Fotos von Danny Clinch genau dafür auszuwählen. Bewusst oder unbewusst? Das ist hier die Frage. Die Bilder zeigen bei genauem Hinsehen das Spiel der Wellen am Strand. Das Meer als romantische Vorstellung von Erneuerung oder doch eher als Ort an dem wir alle irgendwann einmal als feinste Partikel zurückkehren? "All there is / Is atoms and space / Everything else is illusion" lautet das Intro. Was The Awakening so bemerkenswert macht, ist nicht so sehr die Musik, sondern vielmehr die inhaltliche Botschaft, die sie transportiert. Und die beginnt mit der Empfehlung im Booklet, sich das Album in einem Rutsch zu Gemüte zu führen, zusammen mit einem Glas Wein -toll!- und einer Zigarette - wow! Ganz schön mutig in Zeiten der Nikotin-Hysterie. Und auch höchst sympathisch, beweist es doch, das Political Correctness nicht um jeden Preis Melissa Etheridges Ding ist. Vor allem nicht in Anbetracht einer überstandenen Tortur und der daraus gewonnenen Spiritualität, die all den irdischen Kram auf die hinteren Ränge verweist. Damit beschäftigen sich Songs wie "The Universe Listened" und "What Happens Tomorrow", oder auch das Lied "California" über die alternative Sinnsuche einer jungen Frau. Eine kräftige Dosis Gesellschaftskritik verabreicht Melissa Etheridge in Stücken wie "An Unexpexted Rain" und "Map Of The Stars". In musikalischer Hinsicht handelt es sich eher um Altbewährtes. Aber mal ehrlich: Wer erwartet von Melissa Etheridge etwas grundsätzlich anderes als das, was sie ohnehin am Besten kann, nämlich unterstützt von ihrer Band, unprätentiös und mit einfachen Mitteln ihre Songs vorzutragen? Das macht sie wie immer mit traumwandlerischer Sicherheit. Besondere Beachtung aber verdienen ihre Texte auf The Awakening! , die ihre Könnerschaft in punkto Songwriting beeindruckend demonstrieren. -Andreas Schultz |
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