Glasvegas

Glasvegas

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 30. Januar 2009
Verkaufsrang: 30469 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0886973273920
ASIN: B00198HE4C (Amazon-Bestellnummer)
Glasvegas - Glasvegas
Auch im Musikbusiness geschehen noch Zeichen und Wunder, wie im Fall der schottischen Band Glasvegas und ihrem gleichnamigen Album, das in Großbritannien längst Kultstatus genießt. Nun ist es endlich auch hierzulande erhältlich. Schon allein die beeindruckenden, holzschnittartigen Illustrationen auf Cover und im Inneren des Booklet sind eine Genuss, vor allem in Kombination mit der darin enthaltenen Portion Lyrik, wie "How You Are My Heroe, How You Are Never Here Though." Beim Hören wird schnell deutlich, dass hier Sprache und Musik perfekt miteinander harmonieren. Ein hoher Anspruch, der James und Rab Allen (Gesang und Gitarre), Paul Donoghue (Bass) und Caroline McKay (Drums) seit Jahren miteinander verbindet. Eine überraschende Parallele zu Portishead, ebenso wie die Tatsache dass der Bandname Aufschluss über die jeweilige geografische Herkunft gibt. Davon, dass Glasgow gut und gerne ein wenig vom Lichterglanz der Stadt Las Vegas vertragen könnte, weiß Caroline McKay als Verkäuferin in einem Secondhand-Klamottenladen ein Lied zu singen, ebenso wie die restlichen Jungs von Glasvegas, die zuweilen einen Job haben und sehr oft auch keinen. Ihre Songs sind reine Notwehr gegen die Tristesse von Arbeitslosigkeit und mangelnder Perspektive. Das wohl beeindruckendste Beispiel hierfür ist der Song "Stabbed", in dem James Allan ein Gedicht über "die Angst" zu einer besinnlichen Klavier-Improvisation von Beethovens Mondscheinsonate vorträgt. Von Kitsch keine Spur! Woher nur nehmen die Schotten die Intuition, "hart" und "zart" derart gekonnt miteinander in Einklang zu bringen, wie einst Aereogramme mit ihrer sagenhaften Kombination von Streichquartettklängen und Heavy Metal-Sounds auf ihrem Album A Story In White? Anstatt Streicher, haben Glasvegas endlos verhallte und verzerrte Gitarrrenklänge gewählt, die höchst differenziert klingen; mal wie das entfernte Summen eines Wasserkochers oder das atmosphärische Rauschen im Äther, dann wieder wie das Heranrücken einer unheilvolle Gewitterfront ("Ice Cream Van"). Das weckt spontane Assoziationen an Namen wie Eno, Fripp und Byrne, zuweilen auch an This Mortal Coil und David Bowie mit seinen Songs der 70er Jahre ("Geraldine"). Manchmal atmet die Musik Pathos des großen Kinos, wie etwa in "S.A.D-Lights", einem Song, der daherkommt wie ein verspäteter Beitrag für das grandiose Soundtrack-Album Passengers, auf dem sich unter anderem einst U2 und Luciano Pavarotti von ihrer stärksten Seite zeigten. Doch auch Freunde handfesten Rocks kommen auf Glasvegas auf ihre Kosten, etwa in Songs wie "Lonesome Swan" und der schottischen Aufforderung zur Klopperei "Go Square Go". - Andreas Schultz