Just Go

Lionel Richie

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 20. März 2009
Verkaufsrang: 8863 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0602517827455
ASIN: B001H5HWS0 (Amazon-Bestellnummer)
Just Go - Lionel Richie
RICHIE,LIONEL JUST GO

Es gibt Songs von Lionel Richie, die gelten noch heute im Repertoire von Hit-Radios und Oldie-Sendern in aller Welt als absolut sichere Bank: Gassenhauer wie "Hello" und "All Night Long" lassen selbst zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung Zuhörer ihr Autoradio lauter drehen und mitpfeifen. Auch Lionel Richies aktuelles Album Just Go beinhaltet einen solchen potenziellen Hit, der sich schon jetzt in bei den amerikanischen Radiostationen größter Beliebtheit erfreut. "Good Morning" weckt allmorgendlich eine ganze Nation von Frühaufstehern. Kein Wunder, denn kaum eine Stimme klingt derartig nach Kaffeeduft, frisch gepreßten Orangensaft und noch warmem Brot, wie seine. Es gibt Stellen in diesem Album, an denen man den Lionel Richie von einst wiederzuerkennen glaubt, etwa zu Beginn des Songs "Into You Deep", der in den ersten Takten des Piano-Intros klingt, wie eine nahtlose Fortsetzung von "Hello." Nur dass die rhetorische Frage von damals "Hello, is it me you're looking for?" abeglöst wurde, von einer drängenderen, aktuellen: "Hey you, where are you going, you are not leaving me today?!?" Die einstige Hoffnung, gesucht, gefunden und erhört zu werden, ist der Furcht gewichen, möglicherweise bald wieder verlassen zu werden. Passend zur persönlichen Entwicklung hat sich auch die Musik verändert. Besitzt "Hello" noch den warmen lebendigen Sound von Studiomusikern, die in der Lage waren, hervorragend Schlagzeug und Bass zu spielen und nebenbei ein wunderschönes jazziges Gitarrensolo zu zaubern, hat "Into You Deep" die Ausstrahlung einer gehobene Markenküche; glatt, perfekt und makellos. Auch in "Think Of You" transportieren digitales Handclapping, elektronische Hi-Hat und gesampelte Chimes weniger den sehnsuchtsvollen Gedanken an die Angebetete, als vielmehr die Disziplin während einer Drum-Lesson möglichst punktgenau auf den vorgegebenen Computer-Click zu trommeln. Doch wie bei menschlichen Beziehungen gilt auch bei der Musik, dass sich nichts erzwingen lässt, schon gar nicht Lockerheit oder das Zurückholen alter Zeiten. Daher ist es auch nicht unkonsequent eine Produzentenriege aus Koryphäen wie Christopher "Tricky" Stewart, Stargate und dem R'n'B-Spezialist Akon für Just Go zu verpflichten. Motown war gestern, Ne-Yo ist heute. Fans perfekt produzierter R'n'B-Scheiben kommen auf Just Go voll auf ihre Kosten. Schöne Höhepunkte des Albums sind Songs wie "Face In The Crowd", im Duett mit Trijntje Oosterhuis und "Eternity", beide mit opulenter Streicherbestzung und letzterer sogar mit hymnischen Gospel-Klängen. Schmusesongs wie "Through My Eyes" und "I?m In Love" sind hier ebenso vertreten, wie lateinamerikanische Rhythmen in "Nothing Left To Give" und Ausflüge in die Gefilde des Techno in "Somewhere in London." An stilistischer Bandbreite herrscht auf Just Go absolut kein Mangel. Höchstens an Wärme, wie sie das Stück "Pastime" ansatzweise, dafür aber umso wohltuender, in die Gehörgänge pustet. - Andreas Schultz