The Complete Motown No.1'S

Various

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 5. Dezember 2008
Verkaufsrang: 5148 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0602517875746
ASIN: B001H5HWSK (Amazon-Bestellnummer)
The Complete Motown No.1'S - Various
MOTOWN THE COMPLETE NO 1'S / VARIOUS MOTOWN THE COMPLETE NO 1'S / VARIOUS BOX

Geschichte wiederholt sich nicht häufig, die des legendären, lange Zeit innovativen Soul-Labels Motown bleibt wohl einzigartigartig. Unglaubliche 50 Jahre existiert die Plattenfirmen am 12. Januar 2009, und solch ein Jubiläum verdient einen würdigen Rückblick. Schon optisch ist die 10-fach bestückte Edel-Box The Complete No.1?s ein Genuss, wurden doch jeweils zwei CDs in ein Digi-Doppelpack gelegt, ein 100-seitiges Booklet zusammengestellt. Dem Ganzen gibt das Gebäude mit dem berühmten Schild "Hitsville U.S.A.", dieser Villa, wo alles anfing, einen Rahmen. Das ist fast zu schön, um es auseinander zu nehmen, aber irgendwie muss man ja ran an die Musik, der rund um den Globus ein unglaublicher Siegeszug gelang. Selbst Nicht-Soul-Fans kennen die Hits: "Please Mr. Postman" von den Carpenters, "Wherever I Lay My Hat" von Paul Young oder "Dancing In The Street" von Mick Jagger & David Bowie. Angefangen hat alles in den USA in der Mitte der 50er Jahre: Die Afro-Amerikanerin Rosa Parks weigert sich, ihren Platz in einem Bus für einen Weißen zu räumen. Was folgt, ist eine schwarze Bürgerrechtsbewegung in einem modernen Industrieland, das in vielen Bundesstaaten immer noch gemischtrassige Ehen verbietet und weit vom Ende der Segregation entfernt ist. Probleme, die im Pop in dieser Schärfe gelöst sind. In New York gründet sich das Jazz-Label Verve, fast zeitgleich entsteht im Viertel Soulsville in Memphis die Soul-Firma Stax - beide werden von Weißen ins Leben gerufen. Im Gegensatz dazu öffnet der dunkelhäutige Berry Gordy am 1959 mit 800 Dollar Startkapital die Türen seines Labels Motown. Der Name leitet sich von Motor Town ab, wie Detroit auch genannt wird. Was folgt, ähnelt dem amerikanischen Traum des Tellerwäschers, der zum Millionär aufsteigt. Schon der erste Plattenvertrag mit The Miracles erweist sich als Volltreffer, heißt deren Sänger doch Smokey Robinson. Er sollte schnell zum Vizepräsidenten aufsteigen und Tamla Motown als Songschreiber und Produzent Hit auf Hit bescheren. Überhaupt Hits, zwischen den Jahren 1961 und 71 schaffte die Firma über 110 Placierungen in den Top 10 der US-Charts. Noch heute hängt das Schild mit der Aufschrift "Hitsville U.S.A." über dem Firmenmuseum, denn Motown produzierte Hits am Fließband wie die damals boomende Autoindustrie Karossen. Das Prinzip des ex-Boxers Gordy hieß KISS für "keep it simple, stupid". Sämtliche Künstler wurden adrett eingekleidet, die Manieren sollten makellos sein. Neben Robinson lieferten insbesondere Holland-Dozier-Holland griffige und fröhliche Songs und Herzschmerzballaden um die 3 Minuten Länge ab. Im Keller des firmeneigenen Aufnahmeraumes ? "Snakepit" genannt - schuftete die Studioband Funk Brothers in Doppelschichten. Die brillanten Musiker sollten an mehr Nr. 1-Hits beteiligt sein, als die Beatles, Elvis, die Rolling Stones und The Beach Boys zusammen hin bekamen. Nicht umsonst wurden ihnen verspätet 2002 der grandiose Spielfilm Standing in the Shadows of Motown gewidmet. Eine Dekade lief das Hitband wie geschmiert, spülten Diana Ross & The Supremes, Stevie Wonder, Marvin Gaye, Michael Jackson als Teil der Jackson 5 oder die Temptations Millionen in die Firmenkassen, waren die Wände viel zu klein für all das Platin, Gold und Silber. Erste Risse aber bekam das Erfolgsmodell schon 67, als Holland-Dozier-Holland nach Geldstreitigkeiten ausstiegen. Fünf Jahre später ist alles anders. Motown zieht nach L.A. um, der im vergangenen September 2008 verstorbene Top-Produzent Norman Whitfield pulverisiert mit dem fast 12-minütigen Song "Papa Was A Rolling Stone" der Tempations alte Gesetzmäßigkeiten. Auch die Inhalte wurden kritischer, Motown sollte ein anderes Image bekommen. Aufzuhalten war der Abstieg trotz Erfolgen von Lionel Richie oder dem ewig treuen Stevie Wonder nicht. 1988 verkaufte Gordy seine Firma für gut 60 Millionen Dollar an die Universal. Heute ist Motown eine lebende Legende, das sich und die Soul-Liebhaber mit The Complete No.1?s üppig beschenkt. - Sven Niechziol