Grosse Freiheit

Unheilig

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 19. Februar 2010
Verkaufsrang: 4 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0602527318158
ASIN: B00318EDBK (Amazon-Bestellnummer)
Grosse Freiheit - Unheilig
In punkto Optik sieht er genau so aus, wie man sich die Figur des Käpt?n Nemo im Roman "20.000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne vorstellt, markant, tollkühn und auch ansonsten nicht von schlechten Eltern: "Der Graf", Kopf der Band Unheilig, der sich selbst gerne als "der bekannteste Unbekannte der Musikbranche" tituliert. Allein der Albumtitel Große Freiheit lässt ahnen, dass der Vergleich mit der Seefahrt zu nicht weit hergeholt ist, zumal sich hier Songs finden wie "Das Meer", "Seenot", "Sternbild" und "Unter Deiner Flagge". Das hört sich nach Seefahrerromantik an, nach Dahinsegeln unter nächtlichem Firmament, nur erhellt vom Kreuz des Südens, -doch weit gefehlt. Lediglich 30 Sekunden währt diese Illusion zu Beginn des Albums in Form einer atmosphärisch dichten Klangcollage mit Chansongesang und Schiffsirenen, dann ist Schluss mit lustig. Der kurze Tagtraum wird unsanft von der musikalischen Realität eingeholt, die sich wohl am prägnantesten mit dem Begriff "Rammstein-Light" umschreiben ließe: Düsterer Gesang mit martialischen Inhalten wie "Komm geh mit mir zum Meer, um auf ein Schiff zu gehen" und "Seil und Tau brennt sich ins Fleisch, über mir das Himmelreich", begleitet von Klangewittern aus Gitarre, Drums und jeder Menge Elektronik. Auch Songs wie "Abwärts" und "Unter Feuer" fallen in diese Kategorie. Hier geht mächtig die Heavy-Gothic-Post ab, was vor allem in Hinblick auf die anstehende Tournee für Fans von Interesse sein dürfte. Doch so wie jedes Unwetter irgendwann einmal ein Ende hat und der Sonne Platz macht, verhält es sich auch mit der musikalischen Großwetterlage auf Große Freiheit. Spätestens nach der Hälfte des Albums weicht die musikalische Kraftmeierei sanfteren Tönen von Streichern, Harfe und gezupfter Akustik-Gitarre. Dann offenbaren Balladen wie ?Heimatstern" und "Unter Deiner Flagge", dass es neben den harten schwarzen Seiten "des Grafen" auch noch weiche und verletzliche gibt. Freilich nur, solange es um die Liebe geht, denn schon beim übernächsten Song "Fernweh" ist er wieder unterwegs, die Welt zu erobern: "Ferne Welt ich komme!" - Andreas Schultz