Miss Marple Collection (Der Tote in der Bibliothek + Die Schattenhand)

Joan Hickson, Gwen Watford, Moray Watson, Michael Culver, Elizabeth Counsell

DVD
Ausgabe vom 4. Februar 2010
Verkaufsrang: 8077 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4260181983684
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Miss Marple Collection (Der Tote in der Bibliothek + Die Schattenhand) - Joan Hickson, Gwen Watford, Moray Watson, Michael Culver, Elizabeth Counsell

Sie ist die wohl bekannteste und berühmteste Amateur-Detektivin der Literaturgeschichte: Miss Jane Marple aus der Feder der brillanten britischen Krimi-Schriftstellerin Agatha Christie (1880-1976). Gerade die Erfindung der Miss Marple und des genialen belgischen Ermittlers Hercule Poirot brachten Christie bereits zu Lebzeiten allergrößten Ruhm. So erhob sie Queen Elisabeth II. 1971 für ihr Lebenswerk als Dame in den persönlichen Adelsstand. Insbesondere die Figur der Miss Marple - einer älteren, kultivierten, unverheirateten und ein wenig zerbrechlich wirkenden Dame aus dem fiktiven englischen Örtchen St. Mary Mead - erfreut sich bei Krimi-Fans aus aller Welt größter Beliebtheit. In dem keineswegs so verschlafenen kleinen Nest klärt die überaus rüstige und gedankenschnelle Lady sämtliche Morde in der ihr sehr eigenen Ermittlungsart und mit Hilfe ihrer logischen Schlussfolgerungen auf, die die lokale Polizei immer wieder in Erstaunen versetzt.
Besonders bekannt - gerade auch im deutschen Sprachraum - wurde die Hobby-Detektivin aus Passion in den 1960er Jahren durch die Darstellung von Margaret Rutherford, die diese in vier Filmen spielte. Rutherford gab der Miss Marple die Züge einer liebenswert-schrullien alten Jungfer, die mit Hilfe ihres scharfen Verstandes und der Hilfe ihres Freundes und Bibliothekars, Mr. Stringer (Stringer Davis), ihre Fälle löste.
"Unten in der Bibliothek liegt eine Leiche." Mit diesen Worten weckt Hausmädchen Mary in Die Tote in der Bibliothek den Hausherren Arthur Bantry und dessen Frau. Und tatsächlich, dort liegt eine tote Frau im Abendkleid. Doch wie kam sie dahin? Die Bantrys holen sich ihre Freundin Miss Marple, um den Fall aufzuklären, denn der Polizei vertrauen sie nur bedingt. Bald ist die Tote identifiziert und der Verdacht fällt auf den Filmproduzenten Basil Blake, der mehrfach mit der Frau gesehen wurde. Doch dann findet man eine weitere tote junge Frau, gestorben in dem ausgebrannten Wrack eines Autos. Miss Marple versucht, eine Verbindung zwischen den beiden Toten zu finden.
Weiter geht es mit Die Schattenhand: Einige der Bewohner von Lynnstock bekommen anonyme Briefe, in denen die Adressaten verschiedener Dinge beschuldigt werden. Die Briefe sorgen natürlich für viel Wirbel und verfehlen auch nicht ihr Ziel, denn viele sind der Meinung, dass an den Beschuldigungen was dran sein könnte, frei nach dem Motto: "Wo Rauch ist, ist auch Feuer." Kurz darauf wird Mrs. Symmington tot aufgefunden. In ihrer Hand hat sie einen Zettel mit der Notiz "Ich kann nicht mehr". Ganz offenbar hatte sie auch derartige Briefe erhalten und sich daraufhin umgebracht. Als dann auch noch ein Dienstmädchen ermordet wird, ist die Aufregung groß. Kann Miss Marple Licht ins Dunkel bringen?
Die Verfilmungen, die auf dieser Disc zu finden sind, entwerfen ein abweichendes, stimmigeres Bild der Hauptfigur als die prominente Vorgängerin aus den 60ern. Absolut werkgetreu und mit viel Liebe zum Detail (so fehlt hier z.B. der in den Büchern nicht vorkommende Mr. Stringer) steht weniger der komödiantische Aspekt als vielmehr der bis in kleinste Nuancen dem Originalwerk angepasste Charakter der Jane Marple im Vordergrund. In der für den britischen Fernsehsender BBC zwischen 1984 und 1992 konzipierten Reihe wird die furchtlose Ermittlerin von der englischen Schauspielerin Joan Hickson (1906-1998) verkörpert, die schon zu Lebzeiten Agatha Christies als deren Favoritin für diese Rolle auserkoren wurde, nachdem Christie Joan Hickson in einem Theaterstück gesehen hatte. Wirklich eine vorzügliche Wahl: Joan Hickson gelingt wahrlich eine meisterhafte Leistung in dieser Rolle. Sie wirkt wie direkt aus den Romanen entstiegen. Mehr kann man von einer Darstellerin nicht verlangen! Weniger burschikos als beispielsweise Margaret Rutherford klärt sie alle 12 Fälle in bravouröser Manier auf. Von unterschiedlichen Regisseuren in Szene gesetzt, sind die jeweils 95 bis 145 Minuten langen Filme in der Nachkriegszeit angesiedelt. Das passt hervorragend zu der Entstehungszeit der Romane (der erste erschien 1930, der letzte 1971), sodass Miss Marples stilvolle, viktorianische Art überzeugend wirkt und keinesfalls nach heutigen Maßstäben deplatziert. Ganz im Gegenteil: Ist es doch gerade die rührige Art Miss Marples, der dieser Reihe ihren besonderen Charme verleiht.
So gibt es auch immer wieder einmal Hinweise auf Lebensmittelkarten und Rationierungen, wodurch es den Machern der Serie gelingt, nicht nur eine bloße Krimihandlung zu erzählen, sondern auch ein nachvollziehbares Sittenportrait einer sich wandelnden Welt zu entwerfen. Ein wesentlicher Aspekt dieser BBC-Verfilmungen liegt auch darin, dass nahezu ausschließlich vor Ort gedreht wurde, was zu großer Authentizität beiträgt. Auf Szenenbauten im Studio hat man soweit wie möglich verzichtet. Stattdessen hat man historischen Gebäuden und Museen den Vorzug gegeben und mit einer schier unglaublichen Fülle von epochegetreuen Möbelstücken, Gemälden und anderen Einrichtungsgegenständen ausgestattet. Fantastische Kostüme, ein Riesenaufgebot an Autos der damaligen Zeit und gut ausgesuchte Schauspieler, die genau so aussehen und agieren, wie man es sich beim Lesen der Romane vorgestellt hat, tun ein Übriges für diese mehr als gelungenen Adaptionen der Agatha Christie-Reihe.