Catching Rays on Giant (Ltd.Deluxe Edt.)

Alphaville

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 19. November 2010
Verkaufsrang: 669 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0602527507637
ASIN: B003ZKHKOG (Amazon-Bestellnummer)
Catching Rays on Giant (Ltd.Deluxe Edt.) - Alphaville
Manchmal langen ein paar wenige Songs und eine Band brennt sich auf ewig ins Gedächtnis ein. Wie zum Beispiel die nach einem Film von Jean-Luc Godard benannten Alphaville aus Münster. Kein Abend in der Disco, kaum ein Tag fand Mitte der 80er Jahre ohne Alphaville und ihre internationalen Superhits wie "Big In Japan" oder "Forever Young" - das sogar die Goldenen Zitronen coverten - statt. Viele Musikhörer, deren Herz nicht am Sythie-Pop hing, entwickelten eine Arte Hassliebe zu den Stücken, klangen die aufgeplustert, überladen und doch so catchy, dass es kein Entrinnen gab. Gab es doch, denn nach den unglaublichen Anfangserfolgen rückten Alphaville von ganz alleine aus dem Fokus. Nach dreizehn Jahren ohne Studioalbum gibt es nun mit Catching Rays On Giant ein Comebackwerk einer Gruppe, die sich nie auflöste und wie so viele alte Synthie-Pop-Stars (Sandra, Thomas Anders) in Osteuropa Riesenhallen füllt. Bei uns hielt sich die Euphorie in Grenzen, auch weil Alphaville es nicht wie zum Beispiel Depeche Mode schafften, sich stetig weiter zu entwickeln. Catching Rays On Giant macht da keinen Unterschied. Gerade zu Beginn des Albums entsteht der Eindruck, dass das Quartett um das einzig verbliebene Gründungsmitglied Marian Gold (Gesang) über eine Dekade tiefgefroren war und sämtliche Innovationen elektronischer Musik an ihm vorbei ging. Der Opener "Song For No One" und die Singleauskopplung I Die For You Today hängen mit ihren Alphaville typischen Keyboardklängen und synthetischen Beats tief in der Vergangenheit fest, klingen viel zu bombastisch, bedeutungsschwanger und überfrachtet, so wie es schon die kitschige Covergestaltung ahnen lässt. Dabei sagt Marian Gold: "Wir haben Ballast abgeworfen und sehr intuitiv gearbeitet". Aha! Immerhin schafft es die heute in Berlin angesiedelte Gruppe, sich bei der Mid-Tempo-Ballade "The Deep" zurückzuhalten, um mit dem technoiden "Gravitation Breakdown" zurück zu schlagen. Sympathischer ist da schon das schlicht gehaltene "Call Me Down" oder das finale, fast songhafte "Miracle Healing", die beide zeigen, dass Alphaville nicht nur aus der Vergangenheit schöpften können. Sie müssen sich einfach nur mehr trauen, bekanntes Terrain zu verlassen. -Florian Brettschneyder