Eine menschliche Sau. Neue Bühnennummern

Gerhard Polt

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 24. November 2006
Verkaufsrang: 6620 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783036912325
ASIN: 3036912320 (Amazon-Bestellnummer)
Eine menschliche Sau. Neue Bühnennummern - Gerhard Polt
Am besten ist Gerhard Polt zur Weihnachtszeit. Der Sketch, in dem ein von ihm gespielter Erwachsener angesichts der durch seinen Sprössling getätigten Verwechselung von "Nikolausi" und "Osterhasi" schier in Verzweiflung - und gänzlich aus der Fassung - gerät, gehört längst zum Klassiker des Genres. Auf Eine menschliche Sau gibt sich Polt besinnlicher. Vom Rundfunk gefragt, was denn sein schönstes Weihnachtsfest gewesen sei, gibt Polts sichtlich gerührte Figur die Geschichte von der Rückkehr des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft zum besten. Unter dem Weihnachtsbaum habe der Vater mit Zinnsoldaten die Schlacht von Verdun nachstellen wollen, "aber so, dass nicht immer die Franzosen gewinnen". Der Bub findet mehr Gefallen daran, das Bataillon der Husareneiter mit den Weihnachtskerzen zu einer Bleikugel zusammenzuschmelzen. Beim Versuch, ihn sauber zu verprügeln, fällt der Vater aus dem Fenster "Und dann haben sie meinen Vater mit dem Krankenwagen ins Spital gebracht, weil er Rippenbrüche gehabt hat und Quetschungen", heißt es bei Polt. "Und mein Vater ist erst nach Heilig Dreikönige wiedergekommen. Das war das schönste Weihnachtsfest in meinem Leben."
Ansonsten schwadroniert und grantelt sich Polt wieder in altbekannter - und altbekannt grandioser - Manier durch sein Programm. Einmal vermittelt er zwei Ukrainer an einen Nachbarn, um sich anschließend über dessen lukrativen Menschenhandel zu beschweren, ein andermal mimt er einen Gammelfleischfabrikanten mit Kontakten in die Ukraine ("An meinem Wildbret ist noch keiner gestorben! Und wenn er dran verstorben sein sollte, dann muss er vorher schon was gehabt haben!"). Oder er geriert sich aus konservativer Kulturkritik als Retter des Abendlands - etwa da, wo er die Fastfood-Kultur deutscher Fußgängerzonen unter die Lupe nimmt ("Was die Leute darin heute fressen! Freiwillig! Da wird doch der Mensch zum Container!"). Wie immer bleibt einem das Lachen ob der überzeichneten Figuren im Halse stecken. Denn immer erkennt man, dass hinter der Fassade der Karikatur ein Mensch steckt, den man so oder so schon einmal hat erleben müssen. Bevor einem aber das Lachen im Halse stecken bleibt, hat man erst einmal herzlich lachen müssen. Eine menschliche Sau sind 72:19 Minuten blendende Unterhaltung eines der besten Kabarettisten, die wir haben.-Stefan Kellerer