Roman von Montag bis Freitag

Michael Köhlmeier

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 19. Januar 2004
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Roman von Montag bis Freitag - Michael Köhlmeier
Aus der Amazon.at-Redaktion

Wer durch den Titel verleitet wird, einen typischen Roman zu erwarten, wird anfangs ein wenig irritiert sein. Michael Köhlmeiers Roman von Montag bis Freitag besteht nämlich aus vielen kurzen Geschichten. Doch gemeinsam ergeben sie ein richtiges Panorama einer Landschaft und ihrer Menschen. Manchmal sind sie etwas eigentümlich, wie der Walkner, ein Maurer, der gerne auf seinem unbebauten Grundstück sitzt und seinen Most trinkt. Da ihm die Gemeinde den Grund wegnehmen will, wenn das Land weiter brach liegt, stellt er einen Rohbau hin und sitzt nun erneut davor und trinkt seinen Most. Manchmal ist es einfach nur eine Familiengeschichte, wie über die Fenkarts. Der Vater ist Versicherungsmakler, die Mutter Hausfrau und ihre beiden Töchter sind unzertrennlich wie Zwillinge. Eigentlich geschieht nichts Spektakuläres bei den Nachbarn, doch durch kleine intensive Beobachtungen wird eine komplette Familienchronik daraus und das auf drei Seiten. Genauso lange benötigt er, um über die Bichslers zu erzählen, die sich immer den Anschein geben, als ob sie etwas Besseres wären. Und man lässt sie, obwohl jeder aus der Nachbarschaft die Wahrheit kennt. 38 kleine Geschichte hat Michael Köhlmeier gesammelt. Erinnerungen aus der Kindheit, von ehemaligen Freundinnen der Familie, von Klassenkameraden, schrägen Vögeln oder einfach nur von Begegnungen an einer Straßenkreuzung, wo er einen Satz aufschnappt und eine Geschichte darum herum wickelt. Auch eine Bahnfahrt kann zum Auslöser werden. Köhlmeier verknappt und verdichtet, destilliert eine Essenz oder einen bestimmten Ton, der die Geschichte zum Schwingen bringt. So erinnern kurze Erzählungen manchmal an wehmütige Songs, die mit einem rauchig-rockigen Sound unterlegt sind. Oder an Bilder, bei denen die Konturen nur angedeutet wurden. Manche Details werden etwas feiner ziseliert, gerade so viel, dass die Melodie flüssig bleibt. Fast könnte man das Buch auch als ein Doppelalbum bezeichnen. Noch viele weitere solcher Geschichten verstecken sich darin, die Köhlmeier hier nur anreißt und vielleicht einmal später erzählen wird. --Tobias Hierl