Das Imperium der Wölfe: Roman

Jean-Christophe Grangé

Taschenbuch
Ausgabe vom 23. August 2005
Verkaufsrang: 52386 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783404154111
ASIN: 3404154118 (Amazon-Bestellnummer)
Das Imperium der Wölfe: Roman - Jean-Christophe Grangé
Sind Sie auch schon einmal aufgewacht und haben sich gefragt, wo Sie sind und wer Sie sind? Oder hatten Sie als Kind Ihre Eltern im Verdacht, gar nicht Ihre wirklichen Eltern zu sein? Anna Heymes, die junge Ehefrau eines hohen Pariser Polizeibeamten, überkommt angesichts solcher Ungewissheiten die schiere Panik. Sie erkennt, dass ihre Umwelt ihr zunehmend fremder wird und dass sie an akuten Gedächtnisstörungen und erschreckenden Symptomen des Verfolgungswahns leidet.
Fern von Annas Welt der Pariser Oberschicht, im Sentier, dem überwiegend von Türken und anderen Einwanderern bewohnten Viertel von Paris, wo illegal ins Land verfrachtete Arbeitskräfte wie Sklaven ausgebeutet werden, spielt sich ein anderes Drama ab: Drei rothaarige Frauen aus dem Kreis dieser Ärmsten der Armen werden offenbar nur aufgrund ihrer Ähnlichkeit auf bestialische Weise getötet. Der junge Kommissar Paul Nerteaux übernimmt die Ermittlungen, bewegt sich aber auf völlig unbekanntem Terrain. Deshalb holt er sich den zwangspensionierten Kollegen Schiffer, genannt "Chiffre", zu Hilfe. Dieser gilt zwar als korrupter und skrupelloser Bulle, kennt sich aber vorzüglich mit den Verhältnissen des Sentiers aus. Bald wird den beiden Ermittlern klar, dass mehrere Killer von der türkischen Mafia auf der Jagd nach einer ganz bestimmten Frau sind und mit den drei Opfern die Falschen erwischt haben.
Anna Heymes gelangt unterdessen zu der verstörenden Erkenntnis, dass ihr Mann Laurent und ihr Arzt sie für geheimnisvolle Zwecke missbrauchen. Als sie gegen alle Widerstände nachforscht, wer sie wirklich ist, treibt sie das in eine verzweifelte Flucht. Sie wird auf ihrer Suche mit der schockierenden Wahrheit konfrontiert, dass sie wahrscheinlich die Frau ist, die von Killern der rechtsextremen Organisation der Grauen Wölfe gejagt wird.
Jean-Christophe Grangé hat wie schon in Der Flug der Störche und Die purpurnen Flüsse mehr als nur einen raffinierten Psychothriller vorgelegt. Meisterhaft beschreibt er die Welt und die Milieus seiner Helden und Heldinnen, die er gnadenlos durch seine Plots jagt. Das ist fraglos harte Kost für Leser von Serienkrimis mit Kommissaren in der Midlifecrisis und katzenliebenden Zufallsdetektiven.
Allerdings lohnt es sich unbedingt, Grangé zu lesen, weil er nicht nur kluge, atmosphärisch dichte und beängstigend spannende Krimis schreibt, sondern inzwischen beginnt, mit seinen Thrillern Maßstäbe zu setzen. Seine Bücher sind dabei politisch sehr aktuell und gleichzeitig gut recherchiert. Leider überschlägt sich gelegentlich seine erzählerische Fantasie, dennoch erinnern seine dunklen, tiefgründigen Kriminalromane an Noir-Klassiker wie z. B. von Cornell Woolrich in ihren düstersten Ausprägungen. -Christian Koch