Erhöre mein Flehen

Susanna Tamaro

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 1. Mai 2009
Verkaufsrang: 160836 (je kleiner desto beliebter)
ASIN: 3442738717 (Amazon-Bestellnummer)
Erhöre mein Flehen - Susanna Tamaro
So tief berührt war die Amazon-Rezensentin damals, dass sie gleich ganze Abschnitte des Werkes zitierte und ? offensichtlich selbst poetisch entflammt -, von einem Brieftagebuch schwärmte, dem die ?Stimmung eines milden Herbsttages im Oktober? anhaftete. Es war aber auch ein grandioser Wurf, der Susanna Tamaro im Jahre 1994 gelang. Mit Geh, wohin dein Herz dich trägt, erschrieb sich die Großnichte von Italo Svevo dank einer absolut stilsicheren, poetisch veknappten Sprache eine millionenstarke Leserschaft. Millionen, die seitdem aber auch rätselten, wie das Gespinst der Lebenslüge zwischen Großmutter, Enkelin und der toten (und totgeschwiegenen) Mutter Ilaria wohl weitergegangen sein mochte. Ein Rätsel, das auch Susanna Tamaro umtrieb. Nun endlich findet der Zauber seine Fortsetzung.
Als wären keine zwölf Jahre vergangen, schlüpft Tamaro scheinbar mühelos in die Stimmung von einst zurück. Marta, inzwischen Anfang zwanzig, ist aus Amerika zu Großmutter Olga (der Heldin des ersten Bandes) nach Italien zurückgekehrt. Mit im Gepäck, der stets präsente Hass auf Olgas störrisches, permanentes, alles verdrängendes Schweigen. Leser des ?Herzens? konnten sich ja nie sicher sein, ob die erklärenden Briefe der kranken Großmutter ihrer Enkelin je in die Hände gelangt waren. Nun scheint es zu spät. Rasch und unaufhaltsam taucht Olga ein in die ewige Nacht der Demenz ? und stirbt schließlich. Erneutes Aufräumen. Erneute Briefe und Tagebucheinträge, verborgen unter dicken Staubschichten. Doch diesmal kommt Licht ins Dunkel dieser merkwürdigen Familiengeschichte.
Bei Susanna Tamaro floss, glaubt man ihrer Biografie, auch eigenes Leid über den früh verschwundenen Vater in ihr Figurenspiel ein. Die von ihr geschaffenen Bilder und quälenden Fragen nach Herkunft und familiärer Verwurzelung im Leben scheinen dabei von hoher Allgemeingültigkeit, womöglich ein Indiz dafür, bei einer solch großen Leserschaft den nur allzu vertrauten Nerv der eigenen Unbehaustheit getroffen zu haben. Und dies bitteschön, ohne je Gefahr zu laufen, in süßlichen Kitsch umzuschlagen, solch gelungene Fortsetzung und passgenauen Schlussstein einer großen Geschichte darf man wohl auch ohne Umschweife große Kunst nennen. - Ravi Unger