Kudenow oder An fremden Wassern weinen, Sonderausgabe

Arno Surminski

Buch, Sondereinband
Ausgabe vom 1984
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Kudenow oder An fremden Wassern weinen, Sonderausgabe - Arno Surminski
Texte aus Kudenow
Wo bist du hingeraten, Kurt Marenke? Hier soll die stille Weite des Nordens beginnen, aber es ist ein wildes Herumgedränge in Scheunen, Hühnerställen, auf Dachböden und in alten Katen. Vor dem Kriege gab es anderthalb Millionen Menschen im Land zwischen den Meeren. Als sie im Oktober 46 wieder zählten, waren es beinahe drei Millionen. So hatten die sich vermehrt.
Die Flüchtlinge und die Kartoffeln. Das ist eine Geschichte für sich. Die waren ein Herz und eine Seele. Kartoffeln sind für die Schweine da! Kartoffeln gehören in den Keller und nicht auf den Tisch! Diese Sprüche sind später erfunden worden. Damals war sie heilig, unsere Kartoffel.
«Wie ihr wißt, haben einige bei der letzten Volkszählung herausgefunden, daß es in Kudenow 560 Einheimische und 610 Flüchtlinge gibt. Das sind die Dummen, die nicht über 1000 zählen können. Ich sage euch, Kudenow hat 1170 Seelen und die sind alle gleich vor Gott und alle bloß Menschen.»
Es muß schön sein, an so einem Sommermorgen in Kudenow geboren zu werden. Mit einer milden Sonne im Laub, gurrenden Tauben und singenden Vögeln, sehnsüchtig erwartet, umsorgt von vielen Händen, mit Tränen begrüßt. Geboren werden ohne eine Ahnung vom vergangenen großen Krieg, ohne von den Unterschieden zu wissen, weder Flüchtlinge noch Einheimische zu kennen, ganz neu zu beginnen und gleich zu Hause zu sein.