Das Medaillon

Andrea Camilleri

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 22. September 2006
Verkaufsrang: 131072 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783463405049
ASIN: 3463405040 (Amazon-Bestellnummer)
Das Medaillon - Andrea Camilleri
Sie wäre nicht von Camilleri, spielte die Erzählung nicht auf Sizilien: in Belcolle, wo die Menschen "anständig und friedlich" sind. Die Ruhe aber ist dahin, als Ciccinos Frau Marta in hohem Alter stirbt, Herzinfarkt. Was mag es sein, dass den zurückgezogen lebenden Witwer veranlasst, sich noch mehr von der Dorfgemeinschaft abzukapseln und sogar zu einer Gefahr für andere zu werden?
Eine charmante und warmherzige Erzählung, in deren Mittelpunkt der vermeintlich trauernde Witwer und ein Medaillon an einem schwarzen Samtband stehen. "Das habe ich Martha drei Monate nach unserer Hochzeit geschenkt," erinnert sich Ciccino, über vier Jahrzehnte war er mit ihr verheiratet. Obwohl Maresciallo Antonio Brancato, Kommandant der Carbinieri in Belcolle gar nicht aus dem Ort stammt, haben ihn alle ins Herz geschlossen, er soll "Probleme lösen", "Frieden stiften" oder "ein gutes Wort einlegen". Das tut er, und natürlich nimmt er sich auch Ciccinos ?Fall? an.
Es ist ein buntes Treiben, das Camilleri, der großartige Geschichten und Krimi- Erzähler aus Sizilien skizziert. Bei Pasqualino, dem Barbier trifft man sich: der Landvermesser Albanese, der Professor Lumia. So anschaulich schreibt Camilleri, dass man meint, das bunte Stimmengewirr zwischen den Zeilen herauszuhören. Man ist sich einig: "Marta war der einzige Mensch auf der Welt, den Ciccino ein bisschen lieb hatte." Aber welche Rolle spielt das Medaillon? Und warum schießt Ciccino wild in der Gegend herum?
Eine kleine Erzählung, die selbst wie ein Medaillon ist: man schlägt das Büchlein auf und ist gefangen vom Bild der dörflicher Atmosphäre, jener ganz besonderen Art des südlichen Miteinanders. Auf wenigen Seiten schafft Altmeister Camilleri es, dass Ciccinos Schicksal anrührt und bewegt. Aber, bei allem Gefühlsaufkommen, es gibt da auch die berühmt-berüchtigte sizilianische Schlitzohrigkeit, die der Geschichte letztlich ihren sympathischen und bezaubernden Dreh gibt, bevor man das Medaillon wieder schließt.
Nicht zu vergessen, die wunderschönen Illustrationen von Roberto Innocenti aus Florenz, Italiens ganz großem Illustrator. Seine Bilder betrachtet man lange: immer wieder gibt es neue Details, Kleinigkeiten, haarscharf ist alles, selbst jeder Buchstabe auf einem Brief. Mit dem Illustrieren von Klassikern machte Innocenti Weltkarriere, unvergessen: Pinocchio, das zu den Meisterwerken des in Florenz lebenden Künstlers gehört. -Barbara Wegmann