Das Glück der Anderen

Stewart ONan

Buch, Gebunden
Ausgabe vom Sept. 2001
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Das Glück der Anderen - Stewart ONan
Sheriff Hansen ist ein rechtschaffener und besonnener Mann. In Friendship benötigt er seinen Revolver höchstens einmal, um ein tollwütiges Schwein zur Räson zu bringen. Die Menschen in dem kleinen Bergarbeiternest in Wisconsin tragen Namen wie Guterson oder Soderholm -- und Jacob Hansen, Gesetzeshüter, Priester und Bestatter in einer Person, sieht sie als seine Schutzbefohlenen an. Friendship, ein Ort, der in diesen leise dahinplätschernden, schläfrigen Sommermonaten seinem Namen alle Ehre macht. Einige Vorkommnisse in letzter Zeit allerdings spülen in Sheriff Hansen Erinnerungen an den amerikanischen Bürgerkrieg wieder hoch, dessen Schrecken nun sechs Jahre zurückliegen. Die ungeheuren Kriegsgräuel von damals impften ihm wider Erwarten den Glauben an die Kraft des Guten ein, Sheriff Hansen, beileibe kein bigotter Mann, fing in dieser Zeit heimlich zu beten an. Seine Gebete verstärken sich, nachdem er die Leiche eines fremden Soldaten entdeckt und kurz darauf eine umherirrende, delirierende Frau aufgegriffen hat. Friendship ist von einer Diphterie-Epidemie bedroht. Die kleine Gemeinde und ihr Hüter stehen vor ihrer schwersten Prüfung! Ruhig dahinströmend und durchtränkt von leisem Horror, entwickelt Stewart O'Nan in seinem fünften Roman sein düsteres Siechengemälde ausgangs des 19.Jahrhunderts. Immer mehr Menschen erkranken und sterben, am Ende werden sie in ihrer Panik auf eine Entwicklungsstufe zurückgeworfen, die Hansens moralisches Korsett, das Vertrauen an das Gute im Menschen, völlig ins Wanken bringt. Als gar noch seine Frau und seine kleine Tochter auf den Tod erkranken und nur eine sofortige Flucht Rettung verhieße, stellt sich für den Sheriff unvermittelt die Frage nach Pflicht und Schuldigkeit. Eine hochmoralische Parabel über die Frage der Vorherrschaft des Bösen über das Gute, eine Erfahrung, die zweifelsohne auch der Autor durchlebt hat. Welcher Teufel hätte Stewart O'Nan sonst geritten, seinen Protagonisten durchgängig in der zweiten Person anzureden, eine die ruhige Erzählstruktur beinahe ruinierende, völlig überflüssige und enervierende Idee? --Ravi Unger