Kommen Sie, Cohn!: Friedrich Cohn und Clara Viebig

Carola Stern

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 1. März 2008
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Kommen Sie, Cohn!: Friedrich Cohn und Clara Viebig - Carola Stern
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Der große Dichter war enttäuscht. Wie schon beim Siebzigsten, so war auch zum 75. Geburtstag Theodor Fontanes vom ?märkischen Adel?, dem er in seinen Romanen so unnachahmlich gehuldigt hatte, niemand erschienen. Wieder einmal ?alles den Juden überlassen?, merkte der Dichter vergrätzt an. Die allerdings zählten zu seinen treuesten Lesern. Einer fand gar Aufnahme in Fontanes Gedicht ?An meinem 75ten?, einer zart bitteren Bestandsaufnahme, die in die Schlusszeile ?Kommen Sie, Cohn!? mündet. Wer war dieser Mensch, den Fontane hier verewigt hatte? Carola Stern wollte es, wie immer, genau wissen. Ihre letzte Recherche! Nicht penibel biografisch, eher zart umherspürend und literarisch gänzlich erfüllt vom Geist der ausgehenden Kaiserzeit auf dem Weg in die Moderne, entblättert sie eine bemerkenswerte deutsch-jüdische Familiengeschichte. Friedrich Theodor Cohn, ein weltgewandter jüdischer Bürgersohn, war durch Fontane auf seine künftige Frau aufmerksam geworden. Clara Viebig, die noch unbekannte Autorin, hatte diesen um Unterstützung gebeten. Fontane empfahl sie an den Verlag seines Bruders Friedrich. Dessen Teilhaber hieß ?Fritz? Cohn. Zwei verwandte Seelen erkannten sich. Um die Widerstände von Claras Mutter gegen die geplante ?Mischehe? zu brechen, musste Fontane erneut den Vermittler spielen. Am Ende von Carola Sterns Reise wird eine Epoche heller leuchten; Figuren der Vergessenheit entrissen sein. Wir erleben den Aufstieg Claras als ?deutsche Zola?, begegnen zeitgenössischen Berühmtheiten im Cohn?schen Haushalt, nicht zuletzt Armin T. Wegner, dem politischen Rebellen und radikalen Kriegsgegner, dessen 1933 verfasster Brief an Hitler traurige Berühmtheit erlangte, als der Begriff des ?Antisemitismus? immer unheilvollere Formen anzunehmen begann. Ganz am Ende ? eigentlich an dessen Beginn -, muss die zweite und traurige Geschichte dieses kleinen aber gewichtigen Buches erzählt werden: Das liebevolle und wehmütige Adieu, das Carola Sterns langjährige Lektorin Ingke Brodersen ihrer im Januar 2006 verstorbenen Freundin und Autorin hinterherruft. Noch einmal feiert sie die Lebensstationen und den Charakter dieser starken Frau und herausragenden Journalistin, deren letztes Werk sie behutsam vollenden durfte. Ein starker Abschied! ?Ravi Unger