Ehrensachen: Roman (suhrkamp taschenbuch)

Louis Begley

Taschenbuch
Ausgabe vom 21. Juli 2008
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EAN/ISBN: 9783518459980
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Ehrensachen: Roman (suhrkamp taschenbuch) - Louis Begley
An seine erste Begegnung mit Henry White aus New York kann sich Sam noch gut erinnern. Er steht in der Tür zu einem der drei Schlafzimmer in der Erdgeschosswohnung des Studentenheims am Harvard College, wo er ab sofort wohnen soll. Sein zukünftiger Mitbewohner Henry, "ein langer, schlanker, rothaariger Junge", hat ihm den Rücken zugekehrt. Er steht am geöffneten Fenster und winkt zu einem attraktiven Mädchen unten auf dem Rasen hinab. Das Mädchen wirft Henry sogar Kusshände zu. Zu Sams Erstaunen aber will Henry nichts unternehmen, um die offenbar an ihm interessierte Studentin näher kennen zu lernen. Erst will er es zu etwas bringen. Und er hat ein Geheimnis, das er nicht offenbaren will.
Henry ist ein Jude aus der amerikanischen Oberschicht, und das ist in den Augen vieler US-Bürger Anfang der fünfziger Jahre mehr als ein tolerierbarer Makel. Obwohl Henry nach eigenem Selbstverständnis "kaum jüdischer als ein geräucherter Schweineschinken" ist, bringen die Umstände den jungen, an den Idealen eines aufstrebenden Amerika ausgerichteten Mann doch in eine Situation, die ihn dazu veranlasst, sein traditionelles Elternhaus zu verleugnen. Aus der Sicht des Ich-Erzählers Sam lässt der in Polen geborene New Yorker Schriftsteller Louis Begley in Ehrensachen dieses staubige Milieu von Harvard, das er als Student selbst am eigenen Leib erfahren hat, wieder auferstehen. Und er zeigt eindringlich, wie nachhaltig es Henrys weiteres Leben bestimmte - bis zu einem Wiedersehen zwischen Sam, inzwischen ein Schriftsteller, und Henry nach vielen Jahren...
Einem breiten Publikum wurde Louis Begley vor allem mit Romanen wie Lügen in Zeiten des Krieges oder Schmidts Bewährung bekannt. Danach erschienen einige Bücher, die an die Qualität dieser Meisterwerke nicht mehr heranreichen konnten. Bei Ehrensachen ist das anders. Ehrensachen ist ein Buch, wie es sich Begley-Fans seit Jahren gewünscht haben: tiefgründig, doppelbödig, gesellschaftskritisch, melancholisch - und einfach grandios geschrieben. - Stefan Kellerer, Literaturanzeiger.de