Die letzten Tage von Europa - Ein Kontinent verändert sein Gesicht

Walter Laqueur

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 2006
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Die letzten Tage von Europa - Ein Kontinent verändert sein Gesicht - Walter Laqueur
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Seit über vierzig Jahren ist der 1921 in Breslau geborene Walter Laqueur ein Pendler zwischen den Welten diesseits und jenseits des Atlantiks. Er lebt und arbeitet in Amerika und in Europa. Seine Erinnerungen an Europa reichen, wie er im Vorwort schreibt, bis in die Kindheit zurück. Und weil er Europa in schlechten wie in guten Zeiten erlebt habe, sei ?vielleicht jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Bilanz?, denn ?sein Europa?, das Europa, das er kenne, sei im Verschwinden begriffen. Und Laqueur verhehlt nicht, dass die allgemeine Richtung, die sich für die Zukunft des ?neuen Europas? aus seiner Sicht abzeichne, sein Herz ?nicht gerade mit Freude erfüllt?. Er vermutet vielmehr, ?dass es eher eine bescheidene Zukunft sein wird?. Skeptisch stimmt Laqueur unter anderem, dass sich überall in den Zentren Europas die gleiche kulturelle Verarmung abzeichnet; Ganz gleich, ob in Berlins Kreuzberg (?SO 36?), wo ?Türkischkenntnisse manchmal hilfreicher seien als solche des Deutschen?, man als Jugendlicher aber noch besser mit der so genannten ?Kanaksprach? zurechtkomme, oder in der Pariser Banlieue, deren Argot aus gerade mal 400 Wörtern bestehe. Nach Ansicht des Autors versprühen zwar die südostasiatisch, arabisch oder afrikanisch geprägten Stadtteile etwa im multikulturelle London ?auch einen attraktiven exotischen Reiz? -- aber sie stehen in der Summe zugleich eben auch für einen kulturellen Gesichtsverlust, der seiner Ansicht nach zugleich Spiegel des politischen Bedeutungsverlusts des ?alten Europas? ist. Mit diesem ?alten Europa? meint Laqueur aber nicht etwa das ?alte Europa?, von dem Donald Rumsfeld einmal gesprochen hat, als er sich harsch darüber beklagte, das Länder wie Deutschland oder Frankreich ihm nicht mit wehenden Fahnen in den Irak-Krieg folgen wollten. Laqueurs ?altes Europa? bezeichnet vielmehr ?das Europa der EU, schließt aber auch Russland und andere Teile der ehemaligen Sowjetunion diesseits des Urals ein?. Wie auch immer die Zukunft des Nachfolgers des alten Europas aussehen wird -- diesbezüglich will sich Laqueur en detail nicht festlegen, bietet aber zum Teil mit viel (Sprach-)Witz vorgetragene, durchweg düstere Szenarien an -- eines steht für ihn fest: dass nämlich der Kontinent ?auf eine existentielle Krise zusteuert?. Diese Krise manifestiert sich in vielen Bereichen, hat aber seiner Ansicht nach eine wesentliche Ursache: die demographische Entwicklung. Diese zieht Probleme des Wohlfahrtsstaats ebenso nach sich, wie solche der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Integration. Dies nicht zuletzt, weil die Geburtenraten der überwiegend muslimischen Einwanderungsgesellschaften ?gegenwärtig deutlich höher sind als die der lokalen Bevölkerung (und zwar drei bis vier mal so hoch)?. Dies ist auch der Grund, weshalb der Autor die letzten Kapitel nach Ländern differenziert der ?Zukunft des muslimischen Europas? gewidmet hat. -- Ein zweifellos brisantes, deshalb aber nicht minder lesenswertes Buch! -- Andreas Vierecke