Persönlichkeiten statt Tyrannen: Oder: Wie junge Menschen in Leben und Beruf ankommen

Michael Winterhoff, Isabel Thielen

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 15. März 2010
Verkaufsrang: 10624 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783579068671
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Persönlichkeiten statt Tyrannen: Oder: Wie junge Menschen in Leben und Beruf ankommen - Michael Winterhoff, Isabel Thielen
Aus der Amazon.de-Redaktion
Gerade erst hat uns der dänische Familientherapeut Jesper Juul zu mehr Laisser-faire im Umgang mit pubertierenden Jugendlichen aufgefordert und das Ende der Erziehung allerspätestens im Teenager-Alter ausgerufen, da wird fast zeitgleich in einem anderen Buch genau die entgegengesetzte Parole ausgegeben. Es stammt aus der Feder des in vermeintlichen Fortschrittskreisen nicht unumstrittenen Kinder- und Jugendpsychiaters Michael Winterhoff und markiert den vorläufigen Schlusspunkt seiner Tyrannen-Trilogie.
Hat sich der Therapeut die letzten beiden Male mit den faulen Früchten der postachtundsechziger Kinderbefreiung beschäftigt, so nimmt er diesmal ihre inzwischen ins berufsfähige Alter gekommenden Opfer unter die Lupe. Und was er zu erkennen vermeint, ist alles andere als erbaulich. Demnach täuscht der Eindruck vieler doch nicht: Die Jugend von heute zeichnet sich mehr denn je durch mangelnde Leistungsbereitschaft, schlechte Manieren und fehlende Werte aus. Die Schuld daran gibt Winterhoff dem falsch verstandenen Erziehungsliberalismus der Eltern, schlecht ausgebildeten Früherziehern und vom Virus antiautoritärer Reformpädagogik infizierten Lehrern. Alle zusammen hätten sich als Beweis ihrer Fortschrittlichkeit oder unter dem Eindruck der sozioökonomischen Desorientierung Erziehungsstilen verschrieben, die sich wahlweise von den Beziehungsstörungen der Partnerschaftlichkeit, der Projektion bzw. der Symbiose leiten ließen ? mit desaströsen Folgen. Winterhoff sieht eine ganze Generation mit tief greifenden Persönlichkeitsstörungen heranwachsen: unreif, egozentrisch, asozial, unbeschulbar, ausbildungs- und berufsunfähig. Als Kronzeugin und zur moralischen Unterstützung seiner Befunde fungiert seine Co-Autorin Isabel Thielen. Als Personalleiterin eines großen Unternehmens kann die studierte Psychologin ganze Arien von den erschreckenden Defiziten der 1990-er-Jugend singen. Doch der Untergang des Abendlandes scheint noch nicht gänzlich besiegelt. Winterhoff weist einen Ausweg, indem er dringend die Erarbeitung entwicklungspsychologischer Konzepte anmahnt, die eine gesunde Nachreifung der Kinder außerhalb der Familien ermöglichen. Und er wartet bereits mit einer ganzen Palette bemerkenswerter Vorschläge auf.
Ein äußerst wichtiges Buch, allen ans Herz gelegt, die irgendwie mit jungen Menschen zu tun haben. Einziges Manko: etwas zu undifferenziert in Bezug auf die spezifische Situation in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten. ? Franz Klotz