Die Mittagsfrau

Julia Franck

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 4. Nov. 2009
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EAN/ISBN: 9783596510993
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Die Mittagsfrau - Julia Franck
Aus der Amazon.de-Redaktion
Als der siebenjährige Peter in der Küche in seinem improvisierten Bettchen liegt, singt Frau Kozinska durch die Risse im Boden in der Wohnung unten. Die Russen, die neuerdings bei ihr wohnen, halten sie nicht davon ab. Dann reißt die Mutter Peter unsanft aus seinen Träumen. Er müsse zur Schule, sagt sie, der Lehrer Fuchs warte. Aber der Lehrer wartet schon lange nicht mehr auf jeden Schüler, seit die Schule zerbombt und in den Milchladen von Fuchs? Schwester umgezogen ist. Der Krieg ist verloren, Hoffnungslosigkeit hat sich breit gemacht. Was soll man da noch lehren und lernen?
In Die Mittagsfrau entrollt die 37-jährige Berliner Autorin Julia Franck ihre Geschichte, die vor den ersten Weltkrieg zurück reicht, vom Ende her. Mit ihrem Sohn Peter geht Helene, deren unbeschwerte Kindheit in der Lausitz 1918 abrupt beendet wurde, 1945 wie fast jeden Tag zu einem Bahnhof in Vorpommern, um vor den Russen Richtung Berlin zu fliehen. Am Bahnhof lässt sie Peter stehen und verschwindet: die traurige Konsequenz eines Lebens, dass selbst kaum Liebe erfahren hat und dem von daher auch die kindliche Liebe unerträglich wird. Von den Männern enttäuscht und von der Familie verlassen, fasst Helene einen Entschluss, der so grausam ist wie die Schicksalsschläge, die sie selbst erlitten hat...
Offenbar gibt es heute nichts mehr zu erzählen. Nur so lässt sich erklären, warum auch die jüngste Generation deutscher Autorinnen und Autoren literarisch immer wieder zum Krieg und seinen Schrecken Zuflucht nimmt. Solange dies allerdings auf so blendende Art und Weise wie bei Julia Franck geschieht, will und kann man sich nicht beschweren. Die Mittagsfrau jedenfalls entwirft am Einzelschicksal ein grandioses Panorama einer erbarmungslosen Zeit. Unbedingt lesenswert. - Stefan Kellerer