Komm, sei mein Licht! Die geheimen Aufzeichnungen der Heiligen von Kalkutta

Mutter Teresa von Kalkutta, Brian Kolodiejchuk

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 5. September 2007
Verkaufsrang: 43825 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783629021977
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Komm, sei mein Licht! Die geheimen Aufzeichnungen der Heiligen von Kalkutta - Mutter Teresa von Kalkutta, Brian Kolodiejchuk
Eingefleischte Mutter-Teresa-Fans müssen jetzt stark sein. Denn das exakt zehn Jahre nach dem Todestag des nicht selten als "größte Frau des 20. Jahrhunderts" stilisierten "Engels von Kalkutta" erschienene Buch "Komm, sei du mein Licht!" kratzt bedenklich am Image der moralischen Ikone. Schließlich sind dort Sätze zu lesen wie: "Die Seelen ziehen mich nicht mehr an - der Himmel bedeutet nichts mehr - für mich schaut er wie ein leerer Platz aus." Oder: "Der Platz Gottes in meiner Seele ist leer - in mir ist kein Gott." Wohlgemerkt, diese frappierenden Geständnisse schrieb Mutter Teresa selbst.
Krawumm, das sitzt. Die Geschichte der im Eilverfahren selig gesprochenen Über-Christin muss wohl korrigiert werden, denn in diesem Stil gehen die massiven Zweifel an der Existenz Gottes über Jahrzehnte weiter. Damit belegen die von Brian Kolodiejchuk, dem Postulator in ihrem Heiligsprechungsprozess und Leiter des "Mother Teresa Center" in Tijuana/Mexiko, in Buchform herausgegebenen Tagebuchnotizen und Briefe von Mutter Teresa die seit Jahren kursierenden Gerüchte, die von einer Nachtseite und tiefen seelischen Erschütterungen der Ordensfrau wissen wollten. Mutter Teresa selbst wiederum wollte von einer Veröffentlichung dieser Aufzeichnungen nichts wissen, doch der von ihr gegründete Orden der "Missionarinnen der Nächstenliebe" erlaubte schließlich die Publikation.
Denn eines macht die Lektüre auch klar: Diese ungemein spannende und intime "innere Biographie" verringert keinesfalls den Wert ihres Lebenswerks. In gewisser Weise macht sie Mutter Teresa dadurch sogar viel menschlicher und zeigt zugleich Tag- und die Nachtseite ein und desselben Glaubens. Irgendwie scheint die Beziehung Teresas zu Gott wie eine Ehe, die ihren Wert und ihre Größe und sogar ihre Wahrheit nicht verliert, selbst wenn das Gefühl verschwunden ist, das sie einmal begründet hat. Eine Entwicklung, die sich als Tragödie beschreiben ließe, aber ebenso als Triumph. Die komplette Abkehr von Gott hätte jedenfalls nicht zu der Missionarin gepasst, denn gegen Ehescheidungen sprach sie sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus. - Christian Haas