Psychotherapie bei Tinnitus - Mit Vorlagen zur Weitergabe an den Patienten

Helmut Schaaf, Hedwig Holtmann

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom 2002
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Psychotherapie bei Tinnitus - Mit Vorlagen zur Weitergabe an den Patienten - Helmut Schaaf, Hedwig Holtmann
Zur objektiven Realität gehört es, daß sich die Tinnitus-Lautheit - außer bei den selte-nen objektiven Tinnitus Formen - verglei-chend immer zwischen 5 bis maximal 15 dB über der Hörschwelle bestimmen läßt. Das entspricht Blätterrascheln oder Com-putergeräusch. Damit dürfte die Tinnitus-Lautheit also „objektiv“ kein Problem sein, da man sich an solche – und meist auch noch viel lautere Geräusche in der Regel schnell gewöhnt und diese dann nicht mehr wahrnimmt. Wohl auch deswegen können sich 90% aller Tinnitus Betroffenen mit und ohne Hilfe innerhalb von drei Monaten mit ih-rem Tinnitus arrangieren. Das kann aller-dings auch heißen, daß zu Lösungsmög-lichkeiten gegriffen wurde, die nach außen nicht mehr auffallen und im schlimmeren Fall im Alkohol oder einer Suchtmedikati-on münden. Die innere Realität ist, daß die Betroffenen „ihren“ Tinnitus oft als sehr viel lauter empfinden und ihn in der Regel - subjektiv stimmig - für die entscheidende Ursache ihrer Beschwerden wie Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen bis hin zu depressiven Entwicklungen halten. So gilt es therapeutisch zu verstehen, wa-rum dieser vergleichsweise leise und in der Regel gleichförmige Reiz nicht einfach, wie (fast) alle anderen gleichförmigen Rei-ze, durch Gewöhnung aus der Wahrneh-mung verbannt wird. Der Schlüssel zum notwendigen Verständ-nis des individuellen Dramas liegt nun einerseits „ganz objektiv“ in der Qualität und der – regelhaft unbewußten – Bedeu-tung neuer, unbekannter Höreindrücke und hängt anderseits natürlich – auch ganz ob-jektiv - wesentlich davon ab, auf wen der Tinnitus trifft.