Filme der 70er Jahre

Jürgen Müller

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 2003
Verkaufsrang: 616757 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783822821909
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Filme der 70er Jahre - Jürgen Müller
Aus der Amazon.de-Redaktion
Brando, wie man ihn bis dahin nie gesehen hatte. Splitternackt trat der weltberühmte Schauspieler mit Maria Schneider in Bertoluccis Der letzte Tango von Paris zum schwermütig-erotischen Duell an. Die 70er-Jahre hatten gerade begonnen: Tarkowskij brachte sein verstörend philosophisches Weltraum-Epos Solaris auf die Leinwand, während Buñuel seinen Diskreten Charme der Bourgeoisie sprechen ließ. Vor allem aber ein Film scheint für Jürgen Müller kennzeichnend zu sein für die gesamte Dekade: Stanley Kubricks Uhrwerk Orange, dieses sorgsam durchchoreografierte und von Beethovens neunter Sinfonie unterlegte Gewaltballett um Alex und seine Droogs. Kein Zweifel, durch das Kino der 70er-Jahre wehte plötzlich ein gänzlich anderer Wind.
Auch auf der anderen Seite des Ozeans machten sich ambitionierte junge Filmemacher daran, das Erbe der einstigen Filmmogule anzutreten, die das Hollywood-System in den 60er-Jahren völlig abgewirtschaftet hatten. Die filmischen Belanglosigkeiten dieses Jahrzehnts hatten ein Ende. Kleine Independent-Streifen wie Bonnie und Clyde und Easy Rider wurden überraschende Megaseller, die ein gänzlich neues Wahrheits- und Freiheitsbild verkörperten. Vietnam, Gewalt, Sex und Drogen hatten Doris Day und Rock Hudson den Garaus gemacht.
Mit Friedkins Der Exorzist und Coppolas Der Pate wurde der Begriff des Blockbusters geboren. Weitere Spezialisten warteten bereits in den Kulissen. Spätestens mit dem Weißen Hai und Krieg der Sterne traten Steven Spielberg und George Lucas ihren unglaublichen Siegeszug an. Auch Deutschlands Filmemacher hatten - wie Faßbinders und Herzogs feinste Arbeiten beweisen - mit Beziehungskisten und Loftkomödien noch nichts am Hut. Wir feiern ein Wiedersehen mit einem noch weit gehend grimassenfreien Jack Nicholson (Chinatown, Einer flog übers Kuckucksnest) und werden mit Eraserhead den beunruhigenden Bildwelten eines Newcomers namens David Lynch ausgesetzt.
Ein wichtiges Filmjahrzehnt, festgehalten in einer mehr als vierpfündigen, imposanten Bilderorgie des renommierten Taschen-Verlags. Vertreten sind 120 Meisterwerke mit den schönsten Szenenfotos sowie Kurzinfos über Story und Besetzung. Im Anhang finden sich sämtliche Oscarpreisträger des Jahrzehnts plus einige brauchbare Filmwebseiten-Tipps. Was mit Kubrick begann, endet mit Shining, einem weiteren Werk des Meisters und für viele der ultimative Horrorfilm. Die Achtziger waren angebrochen. Und schon beginnt man, sehnsüchtig zurückzublättern. -Ravi Unger