Reise nach Timbuktu 1824 - 1828

René Caillié

Buch, Gebunden
Ausgabe vom Febr. 2006
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Reise nach Timbuktu 1824 - 1828 - René Caillié
Timbuktu, der Name wirkt wie eine Fata Morgana. Er ist nicht greifbar, er hat etwas Unreales an sich und hat seit dem Mittelalter immer wieder Anlass zu phantastischen Spekulationen gegeben. So wurden dort goldene Paläste und ein Zentrum afrikanischer Kultur und Forschung vermutet. Schon bei Homer vermischen sich Historie und Legende, obwohl er den „Nigerbogen“, an dem später Timbuktu erbaut wurde, sehr genau platzierte. Aber zu dem Namen und dem Ort gibt es eine reale Seite. Seine Geschichte ist belegt, seine Gelehrten haben über Jahrhunderte die Geschichte des Islams in Westafrika beeinflusst, seine Stammeshäuptlinge immer wieder neue Grenzen gezogen und die geistige Elite dieser Stadt unterhielt eine Universität und Bibliotheken, die wiederum Gelehrte, Lehrende und Studenten anzog. Timbuktu war bereits im Mittelalter ein Zentrum islamischer Gelehrsamkeit. Noch heute ist die Reise nach Mali mit großen Aufwendungen verbunden und wird nur von wenigen spezialisierten Veranstaltern angeboten. Eine Kamelkarawane von Zagora im Süden Marokkos steht dem geduldigen Reisenden mit einer Reisedauer von 52 Tagen zur Verfügung.

Auguste René Caillié gilt im französischsprachigen Raum noch heute als einer der ganz Großen der Entdeckungsgeschichte. In den Ländern Westafrikas werden seine Forschungsreisen an allen weiterführenden Schulen als Meilenstein der Kolonialgeschichte gelehrt. Der französische Forscher war der erste Europäer der Neuzeit, dem es gelang, die sagenumwobenen Städte Timbuktu und Djenné nicht nur zu erreichen, sondern von dort auch wieder zurück zu kehren. Caillié wurde 1799 in Mauzé in der Nähe von La Rochelle geboren und war schon im Alter von 11 Jahren Vollwaise. Früh verließ er die Schule und arbeitete als Schusterlehrling. Vielleicht war es die Nähe zur traditionellen Seefahrerstadt La Rochelle, vielleicht das allzu öde Leben in der französischen Provinz der napoleonischen Zeit die ihn die Leidenschaft für die Lektüre von Abenteuerromanen und Reiseberichten entwickeln ließen. In ihm erwachte bald der brennende Wunsch, Afrika selbst zu besuchen und dort als Forscher tätig zu werden. Und es war kein geringes Ziel, das sich der junge Caillié steckte: Zugang zu finden zur verbotenen Stadt Timbuktu, ein Traum, der fortan sein Leben bestimmen würde. Schon mit 16 Jahren mit nur 60 Francs in der Tasche schiffte sich Caillié schließlich in Richtung Senegal ein. Er erreichte die Kapverdischen Inseln vor der Küste Westafrikas im Juli 1816, fuhr weiter nach Saint Louis und Guadeloupe auf den Westindischen Inseln um schließlich wieder in den Senegal zurückzukehren, wo er sich einer Expedition zum Hauptstrom des Senegal-Flusses anschließen kann. Doch seine erste Begegnung mit dem Innersten Afrikas blieb nicht ohne Konsequenzen: Körperlich erschöpft und frustriert kehrte Caillié nach Frankreich zurück. Aber auch, nachdem er eine gute Anstellung auf einem Weingut in Bordeaux gefunden hat, segelt Caillié immer wieder zu den Westindischen Inseln. Nach seiner endgültigen Genesung 1824 hält es ihn nicht mehr zu Hause und er macht sich erneut in Richtig Senegal auf. Trotz aller Bemühungen und Kontakte gelang es Caillié nie, offizielle Rückendeckung Frankreichs für seine Reise nach Timbuktu zu erhalten. Dennoch war er fest zu allen seinen Unternehmungen entschlossen und verbrachte ab seiner Ankunft im Senegal acht Monate mit den Vorbereitungen: unter Anderem lebte er mit dem schwarzen Stamm der Brakna, lernte fließend Arabisch und lernte das Nomadenleben der Sahara aus nächster Nähe kennen. Wiederum glücklos in seinen Versuchen, Unterstützung diesmal von Seiten der Briten zu erhalten, brach er am 19. April 1827 von Kakandé (heute Französisch Guinea) auf, mit nur 2000 Francs in der Reisekasse. Seine zwischenzeitlich erworbenen Kenntnisse der Geographie und der westafrikanischen Sitten ermöglichten es ihm jedoch, verhältnismäßig unbehelligt zu reisen. Caillié erreichte den Fluss Niger am 10. Juni 1827, die Stadt Djinné indessen erst fast ein Jahr später, am 11. März 1828, und schließlich stieß er bis Timbuktu vor, wo er am 20. April desselben Jahres eintraf. Er gab sich dort als ägyptischer muslimischer Pilger aus und konnte Dank des Wohlwollens eines reichen örtlichen Händlers zwei Wochen unentdeckt in der Stadt verbringen. Zahlreiche Notizen über die Architektur, den Handel, die Sitten Timbuktus und seiner Bewohner sind das Ergebnis seines Aufenthalts. Jedoch war jeder Moment seines Aufenthalts gefahrvoll, denn seine Entdeckung als Franzose ohne offizielle Mission hätte unweigerlich zu seinem Tode geführt. Nach nur zwei Wochen also schloss sich Caillié einer Kamelkarawane in Richtung Marokko an und traf am 12. August 1828 in Fez ein. Überrascht vom unvorhergesehenen Erfolg seines Landsmanns arrangierte der französische Konsul seine Weiterreise nach Frankreich, wo Caillié diesmal mit Begeisterung und Bewunderung empfangen wird. Nun, nach dem er das fast Unmögliche erreicht hatte, verleiht ihm die Pariser geografische Gesellschaft ein Preisgeld in Höhe von 10 000 Francs als dem ersten Reisenden, der aus Timbuktu wohlbehalten zurückgekehrt war. Der dreibändige Entdeckerbericht, den Caillié unmittelbar im Anschluss verfasste, machte ihm weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt, allerdings ist es der politischen Lage der Zeit zu zuschreiben, dass er dennoch weiterhin keine offizielle Unterstützung für eine erneute Forschungsreise im Inneren Afrika erhalten konnte. So verlief sein weiteres Leben überaus ruhig in seiner Heimat Mauzé, wo er mit seiner Familie bis zu seinem Tod am 17. Mai 1838 auf einem Landgut lebte.