Michelangelos Teste Divine: Idealbildnisse als Exempla der Zeichenkunst

Andreas Schumacher

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 2. Juli 2007
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Michelangelos Teste Divine: Idealbildnisse als Exempla der Zeichenkunst - Andreas Schumacher
Als »teste divine« rühmt Vasari eine kleine Zahl hochvollendeter Michelangelo-Zeichnungen, die mit einer Ausnahme Idealbildnisse zeigen. Schon die Zeitgenossen schätzten sie ebenso wie die berühmten Geschenkzeichnungen Buonarrotis als autonome Kunstwerke. Die vorliegende Studie erörtert erstmals umfassend die Ziele, die Michelangelo verfolgte, als er die phantastischen Bildnismotive mit dem Kreidestift zu Bravourstücken ausarbeitete.
Mit dem Blick auf die Zeichenunterrichtung in Florenz um 1500 kann die funktionale Bindung der teste divine belegt werden. Weil sie lehrreiche Muster waren, bieten sie eine Inszenierung der Zeichenkunst, die ausschließlich zugunsten ihrer Selbstreflexivität wirksam werden sollte. Die Motive und ihre kunstvolle Umsetzung machen das Zeichnen – die Einheit aus gedanklicher und physischer Formfindung, aus disegno interno und disegno esterno – zum Thema der Blätter. Ferner geben die teste divine Zeugnis davon, wie Michelangelo über ritratto und ornato dachte, worin er den Quell seiner fantasia erkannte, was ihm ein concetto bedeutete und welche Rolle er dabei dem disegno beimaß. Die Zeichnungen sind schließlich herausragende Dokumente der durch den »principe del disegno« revolutionierten Theorie und Praxis des Kunstschaffens in der Renaissance.
In systematischen Strichbildanalysen weist die Arbeit zugleich nach, daß es sich bei fast allen erhaltenen teste divine um zeitgenössische Faksimilekopien handelt, die die Adressaten der Originale, Antonio Mini und Tommaso de' Cavalieri, zur Schulung ihrer eigenen Hand ausführten.