Omen, Das Horror-Journal, Nr. 2

H. P. Lovecraft, Tim Powers

Taschenbuch
Ausgabe vom 20. Dezember 2004
Verkaufsrang: 588225 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783935822893
ASIN: 3935822898 (Amazon-Bestellnummer)
Omen, Das Horror-Journal, Nr. 2 - H. P. Lovecraft, Tim Powers
Neben der Vierteljahreszeitschrift phantastisch! und dem Internet-Magazin Alien Contact gibt es nun eine dritte professionelle Publikation, die sich mit fantastischer Literatur beschäftigt. Herausgegeben wird sie von Frank Festa, Deutschlands einzigem engagierten Horror-Verleger, und er hat sich einiges vorgenommen: Neben der "Schaffung einer neuen Fangemeinde, aus der hoffentlich das ein oder andere literarische oder künstlerische Talent hervortreten wird", sollen auch "Klassiker und moderne Meister ihres Fachs" vertreten sein.
Nimmt man die erste Ausgabe von Omen zur Hand, beeindruckt auf jeden Fall die gelungene Aufmachung und die Auswahl hochkarätiger Autoren. Von Kim Newman und Michael Marshall Smith stammen zwei absolut herausragende Erzählungen, und die Story "Zeit der Häutung" von Jeffrey Thomas macht gespannt auf den Sammelband, der bei Festa angekündigt ist. Von William Hope Hodgson und Ralph Adams Cram werden zwei Texte vorgestellt, die auch 100 Jahre nach ihrer Entstehung noch überzeugen. Und auch die Geschichten des "deutschsprachigen Nachwuchses" Andreas Gruber und H.D. Römer sind ein Lesevergnügen. Allein "Rosannas Blut" von Holger Kutschmann fällt im Vergleich etwas ab.
Weniger gelungen ist dagegen ein Teil der Sekundärtexte. Gegen Kim Newmans Hintergrundartikel zu seiner Dracula-Serie und S. T.Joshis Beitrag über Lovecrafts Einfluss auf Fritz Leiber ist nichts einzuwenden - hier sind Profis am Werk. Aber die Interviews mit Jeffrey Thomas und Michael Marshall Smith und die kurzen Einführungen in das Schaffen von Richard Laymon und Kim Newman gehören bestenfalls in ein Fanmagazin. Die Buchbesprechungen am Ende des Bandes wiederum sind fair und informativ. Es wäre zu wünschen, dass ihnen im nächsten Band etwas mehr Platz eingeräumt würde.
Fazit: Omen 1 ist - mit einigen kleinen Einschränkungen - der gelungene Versuch, für den deutschsprachigen Raum ein Forum für fantastische Literatur zu schaffen. Und es besteht durchaus Grund zu der Hoffnung, dass diesem Magazin ein längeres Leben beschieden sein wird als vergleichbaren Projekten: Frank Festa beweist, dass sich eine Gänsehaut und ein gewisser literarischer Anspruch nicht ausschließen müssen. Drücken wir ihm also die Daumen und verziehen wir uns mit Omen und einer Taschenlampe unter die Bettdecke. -Helge Basler