Requiem / Pavane Pour une Infant

Battle, Schmidt, Giulini, Pol

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 3. März 1987
Verkaufsrang: 18347 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0028941924322
ASIN: B000001G7P (Amazon-Bestellnummer)
Requiem / Pavane Pour une Infant - Battle, Schmidt, Giulini, Pol
Gabriel Fauré sah sich bezüglich seines Requiems, komponiert in den Jahren 1887-89, immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, er habe keine wirklich christliche Totenmesse komponiert, sondern eher eine Art "Wiegenlied des Todes". In der Tat griff Fauré stark in den liturgischen Text ein, indem er die damals noch enthaltene Sequenz, aus der uns das "Dies irae" oder das "Confutatis" in Mozarts eindrucksvoller Vertonung vertraut sind, herausstrich. Ein wenig "Jüngstes Gericht" klingt allenfalls im "Libera me" an, das den "Tag des Zorns" ebenfalls thematisiert. Fauré konnte noch nicht ahnen, dass die Sequenz vom Zweiten Vatikanischen Konzil tatsächlich gestrichen werden sollte. Fauré schmerzten die Vorwürfe der Kritiker nicht, denn der Charakter des Werks gab exakt seine Vorstellung vom Tod wieder: Eine "glückliche Befreiung", ein "Streben nach jenseitigem Glück" ohne Schmerz und Schrecken.
Die langsamen Tempi und die langen Piano- und Pianissimo- Passagen machen das Werk vor allem in seinen ausgedehnten chorischen Partien zu einem Prüfstein vokaler Souveränität; steht dazu noch Carlo Maria Giulini, bekannt für seinen meditativen, aller Virtuosität abholden Spätstil, am Dirigentenpult, so ist ein Chor erster Güte erforderlich, um ein befriedigendes Klangergebnis zu erzielen. Ein solches Ensemble ist der Philharmonia Chorus dieser Aufnahme von 1986 leider nicht. Intonationsprobleme trüben zahlreiche eigentlich traumhaft schöne Passagen wie beispielsweise die Tenorkantilenen im "Agnus Dei" oder die ätherischen Unisono-Passagen im "Sanctus". Jeder Ausbruch ins Forte ist, auch wohl für die Choristen selbst, eine Erlösung. Da die leisen Passagen jedoch mit äußerst gedeckter Stimmgebung angegangen werden, fällt es den Sängern schwer, im Forte die nötige stimmliche Präsenz wiederzufinden - Leises Singen sollte eben nicht mulmig sein.
Glanzpunkte der Aufnahme sind hingegen die - leider allzu kurzen - Solostellen: Kathleen Battle meistert das schwierige "Pie Jesu" zwar vibratoreich, aber viel sauberer als Victoria de los Angeles in der Aufnahme von André Cluytens, athmosphärischer und zärtlicher auch, als Judith Blegen es unter Robert Shaw vermochte. Andreas Schmidt gelingt die lange dynamische Steigerung am Beginn des "Libera me" in atemberaubender Weise. Im steht eine breite klangliche Palette zur Verfügung, die im warmen Piano ebenso überzeugend und wohlklingend ist wie im kernig-klaren Forte. Die oft erwähnte Ähnlichkeit seiner Stimme mit der seines Lehrers Dietrich Fischer-Dieskau ist wohl hörbar, aber hervorstechender ist die Unterschiedlichkeit des Materials: Schmidts Spezialität sind nicht leise, irisierende Kopftöne, und trotz aller Sprachverständlichkeit auch nicht das Dominieren der Worte über den Gesang, sondern der lange Strecken vorausplanende Zugriff mit einer opulenten Stimme, die auch im oberen Bereich der dynamischen Skala immer auf sicherer Basis steht. Michael Wersin