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Das Album Daydream Nation von Sonic Youth aus dem Jahr 1988 besitzt Kultstatus. Dessen erster Song "Teenage Riot" ist noch heute Hymne einer ganzen Generation, wie Live-Auftritte der Band beweisen. So bedeutend ist dieses Werk, dass es 2005 sogar in die Tonsammlung der US- amerikanischen Kongressbibliothek aufgenommen wurde. Jetzt ist das Album in einer neu gemasterten Deluxe-Edition erschienen, inklusive einer zweiten Live-CD und einem hervorragenden Booklet. Sonic Youth: die Feinde des Mainstream, Meister der Rückkopplung und Geburtshelfer des Grunge. Die Liste jener Musiker, die sich in ihrem Werdegang auf diese Band berufen ist lang, und sie tun gut daran. Denn ohne Sonic Youth und vielleicht sogar ohne Daydream Nation wäre ihre eigene Musik eine andere gewesen oder hätte womöglich gar nicht existiert. Kurt Cobain etwa hat Daydream Nation als persönliches "Schlüsselalbum" bezeichnet, ebenso wie zahllose Hörer weltweit in regelmäßigen Umfragen von Zeitschriften wie der Rolling Stone. Liest man diese Zeilen, könnte man meinen, das alles sei schon längst Geschichte. Ist es auch, aber eine, die bis heute weitergeht, denn während Kurt Cobains Asche tragischerweise in der Urne im Wohnzimmerschrank seiner Witwe Courtney Love ruht, tobt Sonic Youth zum Glück unvermindert heftig über die Bühne. Dazu passt der Entschluss, im 26. Jahr ihrer Bandkarriere anlässlich der Neuveröffentlichung von Daydream Nation das komplette Album nochmals live zu präsentieren. Vielleicht ist die sprichwörtliche Spielfreude der Grund, warum man bei Geffen Records nicht auf Nachahmung der sonst so verbreiteten Unsitte verfiel, Kunden mit "remastered versions" jeweiliger Original-Alben das Geld aus der Tasche zu ziehen, sondern stattdessen lieber auf die glückliche Idee setzte, Daydream Nation um eine weitere CD samt Booklet zu bereichern. Dabei handelt es sich keinesfalls um Alternative Takes von 1-20 oder Bonustracks, die es einst nicht auf das Album schafften, sondern um viel mehr. Mit den darauf vertretenen Live-Mitschnitten der damaligen "Daydream Nation-Tour" stellt das Label einen völlig neuen Kontext zum Original-Album her und gewährt damit Einblicke in Arbeitszusammenhänge der Band, die ansonsten nicht möglich gewesen wären. Bemerkenswert auch die erstmals auf diesem Doppelalbum veröffentlichten Cover Songs. Fast immer sind sie Bekenntnisse zu einer Seelenverwandschaft mit den jeweiligen Originalinterpreten, weshalb sie in diesem Fall Aufschluss geben, über das Verhältnis zu Neil Young, den Beatles und Captain Beefheart. Daydream Nation ist nicht nur faszinierend zu hören, sondern auch mit Genuss zu betrachten: Cover und Rückseite mit den beiden Gemälden Gerhard Richters "Kerze" von 1982 und 1983 sind hier passendes Sinnbild für eine Form der Kunst, die unabhängig von jeder Mode einfach fortbesteht. Andreas Schultz |
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