Sahra

Khaled

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 21. Oktober 1997
Verkaufsrang: 23930 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0731453932326
ASIN: B000025LZI (Amazon-Bestellnummer)
Sahra - Khaled
SAHRA

Ein Album, das puristisch veranlagten Menschen schlaflose Nächte bereiten kann. Zu gerne würden sie Khaled, den König des Rai, vom Thron stoßen für all die Computer-Grooves und stilistischen Quantensprünge, die er seinen Zuhörern auf dem nach seiner Tochter benannten Album zumutet. Zu oft schielt der als Hadj Brahim Khaled nahe der algerischen Hafenstadt Oran Geborene in Richtung Hitparade, zu selten können sich die traditionellen Instrumente gegen Reggae-Gitarren, Funk-Grooves oder Soul-Gebläse durchsetzen.
Doch die Polarität zwischen Tradition und Moderne wird auf Sahra mit freundlichem Lächeln verwischt. Denn welche Bedeutung hat Purismus für eine Musikrichtung wie den Rai, der seine Wurzeln nicht in einem Stil oder Sound findet, sondern in der Mischung verschiedenster Weltkulturen - angefangen von den Mauren, die sich in Algerien ansiedelten bis hin zum Mix aus arabischen Grooves, ägyptischen Melodien und amerikanischem Rock, der in den 60ern zum Rai-Pop führte, als dessen König Khaled 1985 ausgerufen wurde. Und wie es üblich ist unter Königen, so obliegt es Khaled, die Regeln für seine Musik aufzustellen und im nächsten Moment wieder umzustürzen. Wenn ihm danach ist, fährt er nach Jamaica, um in Bob Marleys Tuff Gong Studios die Rai-Reggae-Fusion "Ouelli El Darek" mit den Stars der jamaikanischen Studio-Szene (u.a. Rita Marley und die I Threes an den Backing Vocals) aufzunehmen. Und wenn er mit Stones-Produzent Don Was in Los Angeles arbeitet, kann es passieren, daß in Sänger Saul Hernandez der größte mexikanische Popstar auftaucht, um mit Khaled das Duett "Ki Kounti" einzuspielen.
Wichtig ist nur der Song, seine Substanz, Melodie und Botschaft - bestes Beispiel ist natürlich der Hit "Aicha". Daher erscheint es nur konsequent, wenn sich Khaled von Songwriter Jean-Jaques Goldman bis zu Drum-Legende Gregg Bisonette nur die Besten ihres Faches einlädt. Und es spricht für seinen Instinkt, daß ihm auch die Entwicklungen des französischen HipHop nicht entgehen. Die Kooperation mit IAM auf "Oran Marseille" gehört zu den dynamischsten Songs eines Albums, das den inhaltsleeren Begriff der World Music endlich mit weltumspannender, multikultureller Musik füllt. -Björn Döring