Grosses Kino

Blumentopf

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 2. August 1999
Verkaufsrang: 6642 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 5099749463929
ASIN: B00002DF98 (Amazon-Bestellnummer)
Grosses Kino - Blumentopf
GROSSES KINO

Aus der Booklet-Mitte springt Fakt gleich ins Auge: Fünf Youngsters mit den Insignien der globalen Hiphop-Kultur schweben auf den ausrangierten Ledersoas ihrer Eltern über die Dächer des Klein- und Vorstadtlebens - fest auf den Boden gefläzt und doch weit draußen, vorne und mittendrin in der (Speer)Spitze der Tschörman Wortkünstlers.
Der Blumentopf mag aus dem bayerischen Freising kommen, aber ihre Skillz'n'Sounds sind längst im Land bekannt. Und wenn ihr 97er Debüt Kein Zufall ein Abend füllender Audio-Farbfilm war, so ist ihr Zweitwerk der "Ben Hur" unter den deutschen Hiphop-Alben. 24 Tracks in 73 Minuten, nach vorn gebracht durch Knöpchen- und Plattendreher Sebastian "Sepalot" Weiss, dem es gelingt, seine Liebe zum Funk'n'Soul der 60ies und 70ies in einen zeitgemäßen Sound zu packen. Piano? Fender-Rhodes? Vibraphon? Querflöte? Wah-Wah-Gitarre? Sepalot hat's in Plattenschrank und Sampler, sein Stilbewusstsein lässt ihn daraus eine feine und doch phatte, dope aber dezente Mischung finden.
Darüber legen Kung Schu, Holunder, Specht und Master P ihre Raps, die nicht dem Pseudo-Ghetto-Battle-Geprolle folgen, mit dem manch deutscher Reimartist zur billigen US-Kopie verkommt. Nein, die Blumentöpfe nutzen ihre verbale Fantasie, um die bürgerliche Vorstadtidylle mit Augenzwinkern zu bequatschen: "Wir hatten "gegen Nazis"-Sticker auf den Stromgitarren und brachen mit der bloßen Hand die Sterne von den Bonzenkarren, tranken Lambrusco unterm Che Guevara Poster und haben morgens schon gewusst, was gegen Abend los war... Fuck the system - wenigstens ein bisschen". - Björn Döring