Momo

Radost Bokel, Mario Adorf, John Huston

DVD
Ausgabe vom 16. Mai 2000
Verkaufsrang: 881 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4006680017280
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Momo - Radost Bokel, Mario Adorf, John Huston
Von Kopf bis Fuß graue Männer, die aus grauen Zigarren grauen Rauch ausblasen, wollen den Menschen die Zeit stehlen, indem sie sie ihnen abschwatzen, um sie angeblich in einer Zeitsparkasse zu deponieren. Eine ungeheure Hektik bricht aus, weil die Menschen nur noch an 'nützliche' Tätigkeit denken und sich keine Minute der Muße mehr gönnen. Einzig das kleine Mädchen Momo, das im alten Amphitheater wohnt, lässt sich nicht beirren. Momo weiß die schönsten Spiele für die Kinder, und sie kann den Erwachsenen zuhören, sie ihre Sorgen vergessen machen. Damit ist sie eine Gefahr für die Pläne der grauen Männer und muss verschwinden. In letzter Minute wird sie von der Schildkröte Kassiopeia gerettet. Die bringt sie durch die Niemalsgasse in das Nirgendhaus, wo Meister Sekundios Minutius Hora für alle Menschen die Zeit verwaltet. Momo wird sein Werkzeug zur Rettung der Menschheit. Für eine Stunde hält er die Zeit an, und Momo kann, von einer Stundenblume zehrend, die grauen Männer von ihren Zeitvorräten abschneiden, bis sie sich in nichts auflösen.

"Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Dieses Geheimnis ist die Zeit", heißt es in Michael Endes Märchen-Roman Momo. Über Zeit verfügen das Waisenkind Momo und ihre Freunde nach Belieben, bis jene merkwürdigen Agenten der "Zeit-Sparkasse" auftauchen und die Menschen mit fadenscheinigen Argumenten dazu überreden, Zeit zu sparen. Fortan verwandelt sich das beschauliche Miteinander in hektische Betriebsamkeit, wodurch keiner mehr Zeit für seine Freunde hat. Nur Meister Hora, der Verwalter der Zeit, kann das düstere Treiben der grauen Herren stoppen, aber dafür braucht er die Hilfe der kleinen Momo.
Michael Ende hat mit Momo ein ebenso faszinierendes wie erfolgreiches Kinderbuch geschrieben. Aber genauso wie bei seinen anderen beiden Erfolgsromanen Jim Knopf und die Wilde 13 und Die unendliche Geschichte ist das Märchen so fantasiereich und plastisch erzählt, dass man bei einer Verfilmung automatisch um den Verlust dieser literarischen Intensität bangt. Darum wird Johannes Schaaf wohl gewusst haben, als er 1986 Momos Kampf gegen die Zigarren rauchenden Zeitdiebe verfilmte. Denn im Gegensatz zu Wolfgang Petersens Verfilmung von Die unendliche Geschichte verzichtet Schaaf auf übertriebene Effekte und eine bombastische Inszenierung.
Zusammen mit Michael Ende hat er stattdessen ein Drehbuch geschrieben, das die Atmosphäre des Romans in schlichte Bilder zu fassen versucht und sich mehr auf die Glaubwürdigkeit der Charaktere konzentriert. Das dem Thema angemessene gemächliche Erzähltempo lässt hierbei den Schauspielern viel Raum zur Entfaltung. Mit der kulleräugigen Radost Bokel ist die Rolle der Momo überzeugend besetzt, wobei Schaaf ihr mit Mario Adorf als Nicola, Armin Mueller-Stahl als Chef der "grauen Herren" und John Huston als Meister Hora auch ein gut harmonierendes Starensemble zur Seite stellt. Und auch wenn der Film gelegentlich etwas ins Kitschige abzurutschen droht, so ist Johannes Schaaf mit Momo dennoch die bislang einfühlsamste Ende-Verfilmung gelungen, bei der man nicht das Gefühl hat, dass einem die Zeit gestohlen wird. -Harald Stucke