Johanna von Orleans

Milla Jovovich, John Malkovich, Faye Dunaway

DVD
Ausgabe vom 11. Juli 2000
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EAN/ISBN: 4030521290815
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Johanna von Orleans - Milla Jovovich, John Malkovich, Faye Dunaway
Als jüngste Tochter eines Bauern wird Johanna um 1412 in dem Dörfchen Domremy geboren. Der Hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und England wütet seit Jahrzehnten, ein blutiger Tod mit zahllosen Gesichtern hält das Land im Griff. Marodierende Ritter- und Söldnerhaufen aus beiden Lagern verwüsten das Land. Schon früh verblüfft die kleine Johanna ihren Dorfpfarrer mit häufigen Kirchenbesuchen. Für sie ist das Gotteshaus ein Ort der Ruhe, in dem sie Zwiesprache mit Gott halten kann. Als Johanna eines Tages in ihr Dorf zurückkehrt, fällt sie beinahe in die Hände englischer Soldaten, die ein blutiges Gemetzel veranstalten. Zwar kann sie sich mit Hilfe ihrer Schwester Catherine in einen Schrank retten, doch voll Entsetzen muß sie mit ansehen, wie Catherine von den Soldaten vergewaltigt und anschließend ermordet wird. Ein Priester sucht Johanna mit den Worten zu beruhigen, daß Gott noch Großes mit ihr vorhabe, da sie doch wie durch ein Wunder dem Blutbad entronnen sei. Jahre später Die junge Johanna ist überzeugt, daß Gott selbst sie auserwählt habe, um dem Dauphin von Frankreich, Charles VII zur Königskrone zu verhelfen...

Das Jahr 1999 wird uns möglicherweise als das Jahr der Johanna von Orléans in Erinnerung bleiben: Der amerikanische Fernsehkanal NBC schuf ihr zu Ehren eine Miniserie, Carl Dreyers lange verschollener Stummfilm Die Passion der Jungfrau von Orléans wurde in einer Nervenheilanstalt wieder entdeckt, und Facets brachte Jacques Rivettes Johanna die Jungfrau - Der Kampf. Der Verrat neu heraus. Und schließlich rundete Regisseur Luc Besson diese Sammlung mit dem stilistischen und leicht ketzerischen Monumentalspielfilm Johanna von Orléans ab.
Besson (La Femme Nikita, Das fünfte Element) stellt überkommene Vorstellungen der Jungfrau von Orléans in Frage und schafft eine entschieden menschlichere Heldin als frühere Filmbiografien. Die Handlung ist dieselbe geblieben - ein junges, ungebildetes Bauernmädchen überredet den französischen Dauphin, ihr eine Armee zur Verfügung zu stellen, die sie in Orléans zum Sieg führt, um dann wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen zu sterben. Aber Milla Jovovich spielt in der Titelrolle eine Frau, die von ihrer Bestimmung besessen ist. Ihre Einflüsse sind allerdings nicht gerade göttlicher Natur: Als Kind wird sie Zeugin wie die Engländer ihre Schwester ermorden, die ihr, der kleinen Johanna, ihr Versteck überlassen hatte. Dieses Ereignis lässt in ihr den tiefen Wunsch nach Rache reifen. Ja, auch in diesem Film spricht Gott gewissermaßen zu Johanna, aber sogar das wird noch untergraben: Dustin Hoffman in seiner Rolle als "das Gewissen" befragt sie zu ihren Motiven.
Künstlerisch gesehen ist Johanna von Orléans überwältigend, mit fantastischen Sequenzen von Johanna in Kommunikation mit höheren Mächten. Die unverhohlene Gewalt (zu den Szenen gehören wahllose Enthauptungen sowie ein Hund, der an einer Leiche nagt), die unterschiedlichen Akzente (die es schwer machen festzustellen, wer auf welcher Seite kämpft) und die umgeschriebene überlieferte Geschichte könnten allerdings zur Folge haben, dass diese Version der Jungfrau von Orléans nur Besson-Fans anspricht. Jovovich ist überzeugend, und obwohl der Film hin und wieder ins Stocken gerät (es gibt Momente, in denen man sich wünscht, sie würden sie nun endlich verbrennen), ist er dennoch eine bemerkenswerte und Einblick gewährende Neuinterpretation eines wohl bekannten Stückes Geschichte. -Jenny Brown