Jazzpana 2

G. Nunez, C. Dominguez

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 28. August 2000
Verkaufsrang: 64897 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0614427928429
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Jazzpana 2 - G. Nunez, C. Dominguez
"Wir leben von nicht bewusst gewordenen Erinnerungen" schreibt Ilse Aichinger.Der Familienroman von Stephan Wackwitz, ist auf der Suche nach den Erinnerungenan eine lange vergangene Zeit, von der man nichts oder doch nur wenig weiß,und die einen - manchmal befürchtet man das eher, als dass man es gernebemerkt - viel mehr beeinflusst haben, als man glaubt. Sie haben in derFamiliengeschichte und im eigenen Leben ihre Spuren hinterlassen - undwas ist es für ein Glück, wenn man dieses ferne, unerschlossene Land plötzlich,für einen kurzen Moment nur, aufleuchten sieht. Wackwitz' Vater bekommtPost von einem seltsamen Amt, das ihm die Kamera seines Vaters schickt,in der sich ein belichteter, aber noch nicht entwickelter Film befindet.Die Kamera war von den Engländern konfisziert worden, die das deutscheSchiff, auf dem der Großvater Ende der 30er Jahre nach Deutschland zurückreisen wollte, vor Afrika aufgebracht hatten. Er selbst geriet in Gefangenschaft,was ihm den Krieg erspart hat. Jahre später hat dieser Großvater einenLebensbericht für seine Enkel geschrieben, der in Schlesien beginnt undin der Bundesrepublik endet. Die Frage für den Nachkommen ist Was kannein Nachkomme aus dieser Vergangenheit für das eigene Leben lernen? Waserfährt er von sich, in dieser Vor-Geschichte seiner Familie? Was siehter auf den Fotos in der Kamera, die vielleicht die lange vergangene Zeitin sich verbirgt?

Vor nunmehr sieben Jahren gab es den ersten Teil dieser bemerkenswerten Zusammenkunft von Flamenco- und Jazzmusikern: Jazzpaña, vom Produzenten Siegfried Loch ursprünglich mit dem Arrangeur Gil Evans geplant, der jedoch vor der Realisierung des Projekts verstarb. Dennoch wurde ein Album produziert, nunmehr mit Komponist und Arrangeur Vince Mendosa, der WDR Bigband, mit Al di Meola, Michael Brecker, Steve Khan, Peter Erskine und anderen.
Jazzpaña 2 heißt der Nachfolger dieses Projektes, der aber beileibe kein Nachzügler ist. Die Besetzung besitzt nur eine kleine Schnittmenge mit der vor sieben Jahren: Bassist Carles Benavent und die Saxofonisten Jorge Pado sowie Michael Brecker (diesmal als special guest) sind wieder mit von der Partie. Darüber hinaus lesen sich die Musiker wie das "who is who" der südeuropäischen Jazz- und Flamencoszene: Bassist Renaud Garcia-Fons hat mal wieder seine unverwechselbaren Finger im (Saiten-)Spiel, der spanische Drummer und Perkussionist Tino di Geraldo trommelt voll Energie und Groove und Chano Dominguez am Klavier sowie Gitarrist Gerardo Nuñez demonstrieren die Kraft und Melancholie des Flamencospiels. Äußerst bemerkenswert ist auch der in Chicago lebende Gitarrist Fareed Haque, der bei "Jerez - Chicago", einem Stück von Gerardo Nuñez, interessante Sounds zwischen E-Sitar und Wahwah fabriziert.
Genauso wie das Wort Jazzpaña als Neukreation völlig organisch und sprechend erscheint, so ist auch diese Musik eine organische, energetische Musik in kräftigen Klangfarben, die wieder einmal vor Ohren führt, wie falsch es wäre, hier von einem "Zusammenführen zweier Stile" zu sprechen: Denn hier begegnen sich zwei Welten, die sich bereits zu kennen scheinen. -Anja Buchmann