Silencio

Gidon Kremer, Kremerata Baltica

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 16. Oktober 2000
Verkaufsrang: 799 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0075597958225
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Silencio - Gidon Kremer, Kremerata Baltica
Gidon Kremer ist stets mehr als ein Geigenkünstler gewesen: Seine unbändige musikalisch Neugierde, seine produktive Unruhe treiben ihn in unterschiedlichste Gefilde - auch außerhalb der Musik. Er interessiert sich für moderne Ausstellungen, für neue Filme, für das Theater und ist in der Lage, nach langwöchiger erschöpfender Tournee rund um die ganze Welt, in die Münchner Kammerspiele einzukehren, um ein Gastspiel Bernhard Minettis in einem Stück von Thomas Bernhard nicht zu verpassen. Kremers Vorliebe für unorthodoxe Programme, für Entlegenes und selten Gehörtes, veranlasste etliche zeitgenössische Komponisten dazu, ihm ihre Werke zu widmen.
So finden sich auch auf Kremers jüngster Einspielung Silencio zwei ihm gewidmete Werke: Das zweiteilige "Tabula Rasa" von 1977 verehrte ihm sein estnischer Landsmann Arvo Pärt, für dessen Werk Kremer sich unermüdlich eingesetzt hat. Das sechssätzige, in romantischen Gefilden schwelgende, "Come In!" von Vladimir Martynov aus dem Jahre 1988 ist ebenfalls eine Zueignung. Dazu gesellt sich Phil Glass' minimalistische "Company". Besonders in Pärts "Tabula Rasa" ist Kremer ganz gefordert; die geigerischen Schattierungen, derer er fähig ist, kommen hier ganz zum Einsatz. Mit seinen Bogen beschwört Kremer - sekundiert von seiner grandiosen Kremerata Baltica - eine vielfarbige Palette an Nuancen. Spröde und heiser klingende Passagen wechseln mit dünnhäutig fast nervösen und eindringlich markanten Stellen ab. All dies wird mit hitziger Emphase und zugleich kristalliner Transparenz dargeboten. Einfach fantastisch!
Martynovs "Come In!" stellt ganz andere Anforderungen an den Künstler: Hier gilt es die "gefährlich" schönen Stellen der Partitur zu umschiffen und sie vor dem Kitsch zu bewahren. Kremer bleibt auch hier souverän, seinem Ruf getreu, denn Sentimentalität wird niemals seine Sache sein. Und das kann man nicht von jedem Geiger behaupten. -Teresa Pieschacón Raphael