Tschaikowsky, Peter - Der Nußknacker

Nadja Saidakova, Vladimir Malakhov, Oliver Matz, Beatrice Knop, Viara Natcheva

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EAN/ISBN: 4006680101187
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Tschaikowsky, Peter - Der Nußknacker - Nadja Saidakova, Vladimir Malakhov, Oliver Matz, Beatrice Knop, Viara Natcheva
TSCHAIKOWSKY - NUSSKNACKER GA
Als Der Nussknacker von Piotr Il'yich Tschaikovsky am 06. Dezember 1892 im Marijinskij-Theater in St. Petersburg uraufgeführt wurde, erlebte das Publikum ein zauberhaftes Märchenballett, das die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit auf wunderbare Weise verwischte. Und auch in den meisten späteren Aufführungen wurde die Realität der Erwachsenen mit dem Traumreich der Kinder versöhnt, um so wenigstens auf künstlerische Weise die eigentlich unerfüllbare Sehnsucht nach der verlorenen Kindheit doch noch zu erfüllen.
Einen gänzlich anderen Deutungsansatz wählte Patrice Bart im Dezember 1999. Der Choreograf stellte an der Deutschen Staatsoper Unter den Linden dem Ballett-Klassiker, der auf der Erzählung Nussknacker und Mäusekönig des deutschen Romantikers E.T.A. Hoffmann basiert, einen frei erfundenen, recht deplatziert wirkenden Prolog voran. In ihm behauptet er, dass Marie, die Hauptfigur des Balletts, als Kind mitansehen musste, wie russische Revolutionäre ihre Familie überfielen und den Vater töteten. Das Mädchen ist von diesen Vorgängen traumatisiert und erfährt auch bei seinen lieblosen Adoptiveltern keine Linderung des harten Schicksals. Erst ein zum Leben erweckter Nussknacker befreit Marie in einer groß angelegten Vergangenheitsbewältigung von ihrem Trauma.
Oh weh! Was für eine krude, ja hanebüchene Verbiegung des ursprünglichen Märchenstoffs! Nichts gegen neue Wege in der Interpretation alter Werke, aber diese überfrachtete und allzu ambitionierte Sichtweise tut Tschaikovskys verträumt angelegtem Ballett denn doch Gewalt an. Patrice Barts verquaster Psychoquatsch ist eine allzu konstruierte Neufassung, die den magischen Reiz des Casse-Noisette über weite Strecken vermissen lässt. Denn über eine amateurhafte Küchen-Psychologie kommt diese Version hier selten hinaus.
Aber genug gemeckert. Wenn die Aufzeichnung dieses Ballettabends vom 23. Dezember 1999 letztlich doch noch einen bezaubernden Charme entfalten kann, dann liegt dies an den ausnahmslos erstklassigen Mitwirkenden. Das Ballett der Deutschen Staatsoper Berlin begeistert mit einer exzellenten Darbietung und der mühelosen Meisterung selbst schwierigster Tanzschritte, Drehungen und Hebungen. Die Solisten Nadja Saidakova (Marie), Vladimir Malakhov (als Nussknacker) und Oliver Matz (in der Rolle von Maries Mentor Drosselmeyer) harmonieren bestens und glänzen mit einer virtuosen Tanzkunst vom Feinsten.
Die farbenprächtigen Kostüme und die fantastischen Bühnenbilder lassen den Zuschauer aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen. Und die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim, die das Ganze live begleitet, spielt P.I. Tschaikovskys herrliche Musik mit jener Zartheit und Leichtigkeit, die dem russischen Komponisten beim Schreiben der Partitur vorgeschwebt haben mag. -Harald Kepler