Ilmatar

Varttina

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 23. Februar 2001
Verkaufsrang: 412708 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0021561605428
ASIN: B0000584U6 (Amazon-Bestellnummer)
 Ilmatar - Varttina
IIMATAR

Die forschen Finninnen steuern auf Volljährigkeit zu! Die einstmalige Chor-Truppe rückte schon 1983 karelischen Gesang aus weiblichem Hörwinkel in die vorderste Front der Folk-Aufmerksamkeit. Das hatte einst noch den Charakter eines ausgelassenen Mädchensingkreises, doch durch zunehmende "Gesundschrumpfung" auf zehn feste Mitglieder und ausgeklügelte Produktionsverfeinerungen im zeitgenössischen Sound haben die Powerfrauen und ihre sensible Instrumentalabteilung nun den Zenit ihres weit über ein Folklore-Publikum hinaustönenden Appeals erreicht. Das ermöglichte ihnen nicht zuletzt der Wechsel zum engagierten kanadischen Label Wicklow, betreut von Chieftain-Pfeifer Paddy Moloney, auf dem sie nun mit Ilmatar ihren Zweitling veröffentlichen. Weiterhin schöpfen sie aus den trancegleich kreisenden Melodien der Runengesänge aus der Region zwischen Finnland und Russland und die seelenverwandten Beziehungen zu den bulgarischen Chören und nach Ungarn lassen sich nicht leugnen.
Doch sind in ihren Liedern von Leidenschaft fordernden Weibsbildern, in den bitteren Klagen über Einsamkeit und den von Kantele-Clustern durchwehten Naturbildern auch diesmal wieder ein paar feine Nuancen hinzugetreten: Die perkussiven Effekte des vom Jazzrock kommenden Drummers Marko Timonen bedienen sich mittlerweile Schlagwerks aus allen Weltkulturen, oder es überrascht hie und da die schnarrende Magie der bretonischen Drehleier von Gilles Chabenat. Unumstrittener Star des achten Värttinä-Albums ist das musikalische Hexenwerk mit dem Namen "Aijö": Für die heidnisch kolorierte Geschichte um einen Schlangenbiss konnte gar Finnlands Rockstar Ismo Alanko als unheilschwanger rezitierender Beschwörer gewonnen werden. Namensgeberin des Albums ist die Königin der Lüfte in der Sagenwelt Kareliens, und sie steht in schöner Sinnbildlichkeit für den von Hughes de Courson (bekannt durch das ambitionierte Klassik-World-Projekt "Lambarena") produzierten kreativen Höhenflug der Nordländer. -Steffan Franzen