Kalt ist der Abendhauch

Fritzi Haberlandt, August Diehl, Gisela Trowe

DVD
Ausgabe vom 19. Juli 2001
Verkaufsrang: 57778 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4009750243473
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Kalt ist der Abendhauch - Fritzi Haberlandt, August Diehl, Gisela Trowe
EuroVideo Kalt ist der Abendhauch, USK/FSK: 12+ VÃ-Datum: 23.07.01

Wie schnell geht doch das Leben vorüber. Und wie reich ist es dennoch an Erinnerungen, Begegnungen und verpassten Chancen. Charlotte (Gisela Trowe) ist 83 und hilft sich mit einer Puppe über ihre Einsamkeit hinweg. Eines Tages reißt ein Brief sie aus ihrem geriatrischen Trott. Hugo, ihr Schwager und ehemaliger Liebhaber, für den sie zeit ihres Lebens eine Schwäche hatte, will sie besuchen. Der Brief stößt Charlotte in ein Labyrinth von Erinnerungen an die Kindheit, den Schuhladen des Vaters im Berlin der Weimarer Zeit, an den Selbstmord des Bruders, den Schmerz, den sie empfand, als Hugo ihre Schwester Ida heiratete, den Krieg mit seinen Bomben und den Nächten im Luftschutzbunker, die heftige Affäre mit Hugo, die unerwartete Rückkehr ihres zum Skelett abgemagerten Ehemanns Bernhard.
In geschickt verschachtelten Rückblenden liefert uns Rainer Kaufmanns Verfilmung des Ingrid-Noll-Romans nichts weniger als das Porträt eines Lebens, einer verhinderten Liebe und einer vergangenen historischen Epoche obendrein. Dank Kaufmanns schwereloser Inszenierung und stringenter Dramaturgie entlang der Liebesgeschichte Charlottes und Hugos bewältigt der Film seine Detailfülle völlig ohne Längen. Das gelingt nicht zuletzt auch deshalb, weil die Erzählung ständig zwischen zwei Zeitebenen pendelt.
Hugo (Heinz Bennent) kommt nämlich tatsächlich zu Besuch. Wie schon Jahrzehnte zuvor steht er plötzlich vor der Tür. Aber diesmal ist er ein gebrochener alter Mann mit Diabetes und zittrigen Fingern. In der Begegnung des greisen Liebespaares wird der Film unversehens zu einer sarkastischen, zuweilen makabren Abrechnung mit dem Alter und dem Tod. Charlotte hat nämlich seit nunmehr 50 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche im Keller, die es zu bergen gilt. Und wie abgeklärt die schrulligen Alten da mit den sterblichen Überresten hantieren, das zeigt auf makabre Weise viel über den Umgang mit ihrem eigenen Verfall. Einfach süß, wie sie da asthmatisch röchelnd im Keller nebeneinander sitzen und heimlich wie Schulkinder eine Zigarette rauchen - die erste seit 17 Jahren, wegen der "Pumpe". -Frank Kukat