Zeit der Wölfe

Angela Lansbury, Sarah Patterson, David Warner

DVD
Ausgabe vom 8. August 2001
Verkaufsrang: 11828 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4010324020727
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Zeit der Wölfe - Angela Lansbury, Sarah Patterson, David Warner
Das grandiose Fantasy-Horrormärchen von Oscar-Gewinner Neil Jordan nach einer preisgekrönten Vorlage von Bestseller-Autorin Angela Carter entführt seine Zuschauer in die düster-verwunschene Alb-Traumwelt der heranwachsenden Rosaleen. In unseren Träumen liegen Furcht und Sehnsucht, Grausamkeit und Zärtlichkeit, Erlebtes und Fantasie bekanntlich nicht weit voneinander entfernt. Auch bei der 14-jährigen Rosaleen vermischen sich, angeregt durch die Märchenerzählungen ihrer Großmutter, Hoffnungen, Wünsche und Ängste zu einer ebenso faszinierenden wie bedrohlichen Traum-Realität. Unvermittelt findet sich Rosaleen in der mittelalterlichen Märchenwelt ihrer Großmutter wieder, wo abseits des Ortes tief im Wald die Bedrohung durch den Wolf, genauer durch den Werwolf, lauert - nicht umsonst wurde das Mädchen stets vor Männern mit zusammengewachsenen Augenbrauen gewarnt. Und tatsächlich begegnet Rosaleen kurz darauf in einer Traum-Episode auf dem Weg zur entlegenen Kate der Großmutter einem schönen Fremden, der sich nur wenig später als der grausame Mörder der alten Dame entpuppt und sich vor Rosaleens Augen in einen Wolf verwandelt... Bild und Ton des kultigen Fantasy-Horrormärchens wurden komplett digital remastered - erstmals erscheint der Film auch auf DVD.

Weiche nicht vom Weg ab - immer wieder wird Rosaleen von ihren Eltern und ihrer Großmutter ermahnt, im Wald nicht den Pfad zu verlassen, denn im Dickicht lauern unvorstellbare Gefahren und natürlich die Wölfe, die auch in menschlicher Gestalt erscheinen können. Doch erst jenseits der Wege entfaltet der Wald seine ganze Magie. Seine Schönheit wirkt umso bezaubernder, je größer das Abenteuer ist. Nicht die flehendlichsten Ermahnungen der Eltern, nicht die fantastischsten Geschichten der Großmutter können Rosaleen auf dem Pfad halten. Dieses Rotkäppchen kann die Welt nur alleine entdecken und wird auch erst durch die Leidenschaft zu sich selbst finden.
Alles in Neil Jordans Die Zeit der Wölfe scheint nur ein Traum zu sein, geboren aus der erhitzten Fantasie eines Mädchens am Anfang der Pubertät. Doch am Ende brechen die Wölfe in ihr verriegeltes Zimmer ein. Die Fantasiewelt ergreift Besitz von der Wirklichkeit. Das Tier lebt wirklich in allen, den Jugendlichen wie den Erwachsenen, den Mädchen wie den Männern. Das Wissen um diese innerste Seite der menschlichen Natur ist beinahe in allen Filmen des auf wunderbare Art verschwenderischen Erzählers Neil Jordan präsent, aber nur dieses poetische, geradezu überbordende Märchen scheint auch direkt aus diesem Innersten zu kommen.
Das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf trifft auf die Mythen um Werwölfe und Bestien in Menschengestalt. Neil Jordan sprengt dabei willentlich den Rahmen klassischer Erzählungen, weil der den Fluss der Träume nur einengen würde. Die Zeit der Wölfe gleicht damit einem magischen Kaleidoskop der Geschichten und der Bilder, der Motive und der Symbole, dessen Wurzeln im Kino wie in der Malerei, in der Literatur wie in der Psychoanalyse liegen. So schließt Jordan an eine Tradition des englischen Films an, die in den 40er-Jahren mit den Filmen Michael Powells begann und die John Boorman ein paar Jahre zuvor mit Excalibur wiederbelebt hatte.
Selten war ein fantastischer Film dem Wesen des Traums so nahe wie Die Zeit der Wölfe. Wenn der Teufel, Terence Stamp in einem grandiosen Cameo-Auftritt, in einem weißen Rolls Royce durch den Wald fährt, wenn sich eine dekadente Adelsgesellschaft in ein Rudel Wölfe verwandelt, wenn sich ein alter Priester eines weinenden Wolfsmädchens annimmt, wenn die von Angela Lansbury gespielte Großmutter Rosaleen, deren sexuelles Erwachen von Sarah Patterson ungeheuer einfühlsam porträtiert wird, vor Männern mit zusammengewachsenen Augenbrauen warnt, dann herrscht nur noch die Logik des Traums und reißt uns fort in eine Welt, in der das Unbewusste herrscht und der Mensch vielleicht nur als Wolf glücklich werden kann. -Sascha Westphal