Vernascht!

Amanda Peet, Brian Van Holt, Judah Domke

DVD
Ausgabe vom 22. August 2002
Verkaufsrang: 34226 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 3259190259126
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Vernascht! - Amanda Peet, Brian Van Holt, Judah Domke
Universal Vernascht!, USK/FSK: 16+ VÃ-Datum: 31.10.01

Sex and the city. Die raue, ganz und gar nicht glamouröse und letztlich auch nicht sehr komische Seite des New Yorker Singlelebens offenbart sich in Peter M. Cohens Vernascht!. Die männliche Perspektive auf das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur nie endenden Paarungszeit ist um einiges ernüchternder als die weibliche, die uns Fernsehserien wie Sex and the City und Ally McBeal Woche für Woche näher bringen. Da ist wenig Platz für Liebe und noch viel weniger für Romantik. Die allnächtliche Suche gilt nicht dem Partner fürs Leben, sondern einer willigen Gleichgesinnten für einen möglichst aufregenden One Night Stand. Und wenn dann doch einmal Gefühle ins Spiel kommen, erweisen sie sich nur als äußerst unangenehme Komplikation.
Vier Freunde treffen sich jeden Sonntagmorgen in ihrem Lieblingsdiner, frühstücken ausgiebig und erzählen sich gegenseitig von den Erlebnissen der letzten Woche. Brad (Brian van Holt), Zeke (Zorie Barber) und Jonathan (Jonathan Abrahams) sind zumindest nach außen hin überzeugte Singles, die in ihrem verheirateten Freund Eric (Judah Domke) nur einen Spießer sehen. Jeder hat seine feste Rolle bei den sonntäglichen Treffen. Brad und Zeke sind zwei aufschneidende, meist maßlos übertreibende Aufreißer, der schüchternere Jonathan ist das Ziel ihres Gespötts, und Eric bleibt der staunende Zuhörer, der für ein paar Stunden seiner Ehe-Langeweile entflieht. Durcheinander gerät dieser Macho-Frühstücksclub erst, als sich Brad, Zeke und Jonathan unabhängig voneinander in die verführerische Mia (Amanda Peet) verlieben und sie nicht bereit ist, sich für einen von ihnen zu entscheiden.
Vernascht! ist nicht nur ein bitterer Gegenentwurf zu einigen zurzeit äußerst beliebten Fernsehserien, er steht zudem in der langen Tradition amerikanischer Dramen über den Krieg der Geschlechter, die von Wer hat Angst vor Virginia Woolf über Woody Allens Sex-Farcen bis zu Edward Zwicks David-Mamet-Adaption Nochmal so wie letzte Nacht und den ersten Filmen von Neil LaBute reicht. Wie seine Vorbilder setzt auch Cohen vornehmlich auf Dialoge. Er zeigt recht wenig, dafür äußern sich seine Figuren um so deutlicher. Ihre Sprache soll sie entlarven, und das macht sie auch. Die fast durchweg vulgäre Wortwahl der Freunde, ihre selbstgefälligen Prahlereien und ihre meist unverhohlene Frauenfeindlichkeit kennzeichnet sie als innerlich verkrüppelte, in der Pubertät steckengebliebene große Jungen, die ihr Leben einfach nicht in den Griff bekommen. Allerdings geht Peter M. Cohen in der Dekonstruktion seiner Helden so weit, dass man sie und ihre Geschichte nur schwer ertragen kann. In dem Versuch, seine großen Vorbilder noch zu überbieten, ist Cohen etwas über das Ziel hinausgeschossen. -Sascha Westphal