! Zusammen - Together!

Lisa Lindgren, Michael Nyqvist, Gustaf Hammarsten

DVD
Ausgabe vom 6. März 2002
Verkaufsrang: 7147 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4010324020710
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! Zusammen - Together! - Lisa Lindgren, Michael Nyqvist, Gustaf Hammarsten
Als Elisabeth zum wiederholten Mal von ihrem Mann Rolf geschlagen wird, verfrachtet ihr Bruder Göran sie kurzerhand mit ihren beiden Kindern Eva und Stefan in seinen bunt bemalten VW-Bus und bringt sie in seiner Kommune am Stadtrand von Stockholm unter. Dort diskutiert man über Marx'sche Leitsätze, makrobiotische Ernährung, Emanzipation und Meditation, freie Liebe und Weltpolitik, kurz über alles, was Elisabeth und ihre Kinder in ihrem bisherigen kleinbürgelichen Dasein nicht kannten. Hier in der Kommune gilt Pippi Langstrumpf als Vertreterin kapitalistischen Gedankenguts, , das bekämpft werden muß, abspülen ist als bourgois verpönt und man jubelt über den Tod des spanischen Diktators Franco. In Anna, die sich vor kurzem von ihrem Mann, der auch fester Bestandteil der Wohngemeinschaft ist, getrennt hat, und sich inzwischen als "Lesbe aus politischer Überzeugung" bezeichnet, findet Elisabeth schnell eine neue Freundin. Anna bestärkt sie in ihrem Wunsch nach einem eigenständigen Leben und versucht auch noch, ihr über diversen Flaschen Rotwein die Geheimnisse der fernöstlichen Meditation nahezubringen. Doch auch das Leben der Kommune ändert sich drastisch mit dem Einzug der drei Neuen der kleine Tet, benannt nach der Tet-Offensive der Vietcong gegen die USA, kommt zum ersten Mal in seinem Leben in Kontakt mit Lego-Steinen - sogar noch viel besser -Kriegsspielzeug. Schließlich findet sich sogar ein Fernseher im Kommunen-Wohnzimmer ein! Die zurückgezogene Eva mit den dicken Brillengläsern freundet sich mit dem pummeligen Frederik von gegenüber an. Seinen Eltern ist die Lebensform der "Langhaarigen" trotz einer gewissen Faszination, die das Treiben im Nachbarhaus auf sie ausübt, äußerst suspekt, aber gegen die Freundschaft von Frederik und Eva sind die beiden machtlos. Währenddessen sitzt Rolf al ...

Schon mit seinem eindrucksvollen Debüt Raus aus Amal hat der junge schwedische Dichter und Filmemacher Lukas Moodysson bewiesen, dass er ein außergewöhnlich sensibler und genauer Regisseur ist. Die großen Erwartungen, die sein Erstling geweckt hat, werden von Zusammen mehr als nur erfüllt. So vorurteilsfrei und aufmerksam er sich in Raus aus Amal einer schwierigen Jugend in der Provinz genähert hat, so offen und liebevoll erzählt er in seinem zweiten Film von den 70er-Jahren, von ihren großen Hoffnungen, aber auch von ihren desillusionierenden Enttäuschungen.
Nachdem ihr Mann Rolf (Mikael Nyqvist) sie geschlagen hat, sieht Elisabeth (Lisa Lindgren) keinen anderen Weg mehr, als ihn zu verlassen. Sie nimmt ihre beiden Kinder und geht mit ihnen zu ihrem Bruder Göran (Gustaf Hammarsten), der in seinem Haus die Kommune Zusammen gegründet hat. Dieser Umzug führt Elisabeth in eine Welt, die ihr als klassischer Hausfrau und Mutter bisher völlig fremd war. Doch auch für die Bewohner der Kommune, die dogmatischen wie die toleranten und experimentierfreudigen, bringt dieser Zuwachs einige Umstellungen und Probleme mit sich.
Wenn man einen Film wie Zusammen sieht, wird einem erst einmal wieder bewusst, wie weit doch die 70er-Jahre mit ihren Idealen und ihren Irrwegen von unserer heutigen Wirklichkeit entfernt sind - auch wenn deren Mode seit einigen Jahren eine überraschende Renaissance erlebt. Das ist auch dem 1969 geborenen Moodysson bewusst. Er versucht erst gar nicht, diese Fremdheit zu überspielen. Gerade sie ermöglicht ihm einen freien Blick auf diese Zeit, ihm, der voll Bewunderung für den Mut und die Träume der Kommunarden ist, sie aber auch nicht einfach unkritisch verklärt.
Auf den ersten Blick mögen die Bewohner der Kommune - der viel zu gutmütige und duldsame Göran, der radikale Marxist Erik, die nur an sich selbst denkende Lena, der zynische Lasse, die weit gehend orientierungslose Anna, der homosexuelle Klas - wie Stereotypen wirken. Doch sie funktionieren und agieren als Gemeinschaft und formen so einen Spiegel, in dem der Zuschauer die oft widerstreitenden Impulse der 70er-Jahre genau studieren kann. Ihre Fehler sind dabei genauso wichtig wie ihre Vorzüge. Am Ende werden einige die Kommune verlassen haben, mit ihnen war die Idee von Zusammen nicht realisierbar, aber trotzdem schmerzt ihr Weggang. Denn in Lukas Moodyssons Inszenierung splittert mit dem persönlichen Scheitern der Einzelnen immer auch ein Stück von dem großen kollektiven Traum der Zeit ab. -Sascha Westphal