Requiem Op.48

Herreweghe, Chapelle Royale, Collegium Vocale Gent

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 2. April 2002
Verkaufsrang: 6980 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0794881669820
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Requiem Op.48 - Herreweghe, Chapelle Royale, Collegium Vocale Gent
REQUIEM

Zum zweiten Mal widmet sich der Dirigent Philippe Herreweghe der Aufnahme des Requiems von Gabriel Fauré: Nach der in den späten 80er-Jahren eingespielten, seltener zu hörenden kammermusikalischen Frühversion des Werkes präsentiert er nun die bekanntere Fassung mit großem Orchester gemäß einer aktuellen Partitur-Ausgabe von 1998.
Allerdings bereichert er den CD-Katalog nicht lediglich um eine weitere Standardeinspielung; vielmehr ist die vorliegende Aufnahme das Ergebnis einer intensiven Beschäftigung mit dem Werk, die sich u. a. auf der sprachlichen Ebene niedergeschlagen hat: Nicht die übliche italienische Aussprache des Lateinischen ist hier zu hören, sondern die gallische mit ihren nach "ü" gefärbten U-Vokalen, der Nasalierung bestimmter Lautfolgen und anderen Besonderheiten. Zunächst gewöhnungsbedürftig, erschließt sich diese sprachliche Gestalt durch die einleuchtende Argumentation im Beiheft zumindest als historisch korrekt.
Ebenfalls historisch ist auch die Verwendung darmbesaiteter Streichinstrumente, die in der Tat einen wärmeren, weicheren Klang zu erzeugen vermögen, wie er wohl auch dem Charakter des Werks entspricht: Fauré legte bekanntermaßen seine ganz persönliche Auffassung vom Tod in Tönen nieder, die ihn veranlasste, bestimmte Teile des liturgischen Requiem-Textes zu streichen; die Rede von den Schrecken des jüngsten Gerichts ist hier auf ein Mindestmaß reduziert, der tröstliche Tonfall überwiegt gegenüber den wenigen aufwühlenden oder depressiven Passagen.
Brillant agiert in Herreweghes Neuaufnahme der nicht allzu groß besetzte Chor: Er erreicht ein deutlich höheres Niveau als in den meisten anderen Aufnahmen des Stücks. Blass bleiben dagegen allerdings die Solisten: Johannette Zomer hätte sich eine etwas "romantischere" Stimmgebung mit einem Mindestmaß an Vibrato erlauben dürfen, Stephan Genz lässt in der gelegentlich berührten tieferen Lage die Klangfülle vermissen.
Eine hervorragende Ergänzung zum Requiem ist César Francks Symphonie in d-Moll, die ebenfalls durch die historischen Instrumente sehr gewinnt und in dieser Version auch den Kenner des Stücks überraschen dürfte. -Michael Wersin