| ||||||||||
Es ist bemerkenswert, wie stark sich diese Familien-Band entwickelt hat, erst recht, wenn man das Wirken und Schaffen der Kellys von Anfang an beobachtet hat. Seit ihrer Zeit als Kelly Kids 1975, oder später, als Kelly-Baby Angelo auf Mamas Arm sabberte, Miniatur-Paddy im Schottenrock weinend seinen Text vergaß und die anderen Stöpsel nervös und falsch irische Evergreens wimmerten. Nicht nur, dass sich inzwischen einige aus dem Clan abgesondert haben, eigene Projekte verwirklichten, Familien gründeten oder ausgestiegen sind. Mit La Patata emanzipieren sich die damals sieben Rest-Kellys endgültig vom populistisch-semiprofessionellen Hausmusik-Sound der früheren Zeiten. Inzwischen hat sich auch noch Barbie Kelly verabschiedet (nicht gerade zum Nachteil der Band) und das frühere Nonett schrumpfte sich bis zum Sextett gesund. Diesmal liefen die Aufnahmen in Südfrankreich nach dem Rotationssystem: Jeder Kelly sang den Song, den er geschrieben hatte, auch selbst ein, jeder kam mal dran, alleine, im Duett, oder im Trio. Dies erklärt die besondere Intensität, die den Liedern auf La Patata eigen ist, aber auch die hörbare Freude an der Produktion, an der Musik selbst. Diese Freude machte früher trotz mangelnder Virtuosität den Charme und die Authentizität der Kellys aus, aber streckenweise hatte man den Eindruck, dass ihnen der Enthusiasmus auf dem Weg in die großen Hallen abhanden gekommen war. La Patata findet quasi zur alten Form im neuen Gewand. Die einzelnen Tracks glänzen also besonders durch ausgeprägten Personalstil. Egal, ob das sehr trendy-poppige "What's A Matter You People" von Jimmy und Patricia, das disco-angelehnte "Love, Music 'n Sun" von Patricia und Paddy oder das wunderschöne, politisch sehr korrekte "New Morals" mit Angelos sonorer Stimme und Baby Gabriel. Egal, ob Paddys Ballade "Brother, Brother", Joeys "Special Girl" (Seventies-Glamrock, der sich gewaschen hat) oder Maites Grandprix-Beitrag "I Wanna Be Loved". Die Kellys vermitteln ein Hörerlebnis von Freiheit bei der Produktion, den Eindruck, dass die Stärken der einzelnen Band-Mitglieder nun endgültig zum Durchbruch kommen und sich entfalten dürfen. Natürlich lässt sich auf diese Art keine wirkliche Homogenität innerhalb einer Albumproduktion erreichen, aber jeder Kelly-Fan wird sich an der sorgfältigen Ausarbeitung der einzelnen Stile und Songs freuen können. Und vermutlich sogar mancher Kelly-Hasser. -Kati Hofacker |
Weitere Infos oder Bestellen bei Amazon