Hosokawa/Bach/Yun

Thomas Demenga

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 29. Juni 2007
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EAN/ISBN: 0028946186220
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Hosokawa/Bach/Yun - Thomas Demenga
Der Schweizer Cellist Thomas Demenga startete 1986 ein CD-Projekt, das er nun mit dem vorliegenden Doppelalbum abschließt. Sein Anliegen war es, Alt und Neu reizvoll zu kombinieren: die Fünfte und Sechste Suite für Violoncello Solo von Johann Sebastian Bach mit Werken des koreanischen Komponisten Isang Yun (1917-1995) und des Japaners Toshio Hosokawa (*1955).
"Bei uns im Osten ist der einzelne Ton das musikalische Ereignis. Jeder Ton hat sein Eigenleben", sagte einmal der Vater der zeitgenössischen Musik in Korea, Isang Yun. Diese Aussage gilt nach seinem Schüler Toshio Hosokawa auch für die japanische Musikauffassung; wobei er die Gestaltung des einzelnen Tons mit der Bewegung eines Pinselstrichs in der Kalligrafie vergleicht. Seine Komposition "In die Tiefe der Zeit" versteht er als "mythische Klanglandschaft": Cello und Akkordeon "ertasten hierbei jeden Ton, jeden Klang in all seinen Farben und Schattierungen". Auch die Stille zwischen den Klängen ist ein prägnantes Kompositionsmerkmal seiner Musik, welches er im Duo für Violine und Violoncello als bedeutendes Stilmittel nutzt.
Die Interpretation der Suiten von Bach stellt für jeden Cellisten eine große Herausforderung dar. Thomas Demenga, der sich zu Beginn dieses Projekts den Werken Bachs noch mit romantischer Pose näherte, besinnt sich hier auf die Originalklang-Tradition: er spielt mit Darmsaiten, barockem Bogen sowie in tiefer Stimmung. Vorab gesagt: Sein Bach atmet. Besonders überzeugend gelingen die Sätze, in denen er stillere Wege beschreitet: die "Allemande" aus der 6. Suite sowie die "Sarabande" aus der 5. Suite. Demenga phrasiert natürlich, artikuliert klar, wobei er jedes Intervall neu zu erkunden scheint. Ein Sich-in-Szene-setzen, wie es andere Cellisten bei den Bach'schen Suiten bisweilen tun, ist ihm ebenso fremd wie ein Forcieren der Tempi oder des Klangs.
Isang Yun und Toshio Hosokawa verband nicht nur ein Lehrer-Schüler-Verhältnis: Beide gingen zum Studium nach Europa, beide sind demnach Wanderer zwischen den Welten auf der Suche nach dem Dialog der unterschiedlichen Kulturen. In "Gasa" von Isang Yun, dem eine bestimmte Melodienfolge zugrunde liegt, schreibt er ostasiatische Spieltechniken (Glissandi, diverse Vibrati, Figurationen etc.) vor, wie sie in seiner Heimat auf traditionellen Instrumenten angewandt werden. "Espace I" stammt aus der letzten Schaffensphase Yuns. Das Cello, sein Lieblingsinstrument, meditiert über einen Einzelton mit dem Klavier: zuerst mit großer Geste, dann verhaltener, die Ruhe bis zum allerletzten Takt auskostend. Demengas Spiel besticht durch ausgeprägtes Klangbewusstsein sowie große musikalische Intelligenz. -Beatrix Gillmann