Man spricht Deutsh

Gerhard Polt, Gisela Schneeberger, Dieter Hildebrandt

DVD
Ausgabe vom 2. Oktober 2002
Verkaufsrang: 2605 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4009750222539
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Man spricht Deutsh - Gerhard Polt, Gisela Schneeberger, Dieter Hildebrandt
Valcina Mare südlich von Rom Während das bereits gepackte Auto sicherheitshalber in Sichtweite abgestellt ist, gönnt sich Ehepaar Löffler mit Sohn Heinz-Rüdiger am Strand noch einen letzten wohlverdienten Urlaubstag. Brütende Hitze, Teer und Abfall am Strand, deutsche Mahlzeiten, Bild-Zeitung, Staumeldungen auf Bayern 3 und viele liebe Zeitgenossen runden das heimelige Urlaubsbild ab. Wären da nur nicht diese Italiener ...

Man spricht deutsch ist Gerhard Polts gnadenlose Momentaufnahme vom Teutonengrill im italienischen Terracina. Auch wenn der Film manche Längen hat, überzeugt Polt durch seine außergewöhnliche Beobachtungsgabe.
Familie Löffler vollstreckt den letzten Urlaubstag ihres alljährlichen Sommerurlaubs. Während der dicke Heinz-Rüdiger lustlos im aufgeweichten Sand herummantscht, geben sich seine Eltern ihren haarsträubenden Spießbürgerträumen hin. Erwins (Gerhard Polt) Fantasien, in dessen Mittelpunkt eine rassige Italienerin steht, werden regelmäßig von der Angst um seine deutsche Karosse zerstört. Seine Frau Irmgard (Gisela Schneeberger) bleibt da in ihren Wünschen konsequenter. Zunächst hat es ihr ein windiger Möchtegern-Casanova angetan (Dieter Hildebrandt), dann beflügelt ein deutscher Geschäftsmann (Werner Schneyder) mit dicker Geldbörse ihre Fantasie. Am Ende bleibt das Abschiedsessen im Stammrestaurant, die Kapitulation vor den unbekannten Schalentieren der Poseidonplatte, zugedröhnt von Bild-Zeitung, Bayern-3-Verkehrsfunk und Gesprächen über Lichtschutzfaktoren. Man spricht eben Deutsch in Terracina, wenn auch hin und wieder die Italiener die Idylle zerstören. Die Angst vor dem Fremden bleibt. Das voll gepackte Auto zumindest hat der umsichtige Erwin immer in Sichtweite geparkt.
Auch wenn Gerhard Polt und sein Koautor Hans-Christian Müller in diesem Film nicht ganz so elegant und geistreich die Befindlichkeiten einfacher Leute sezieren, wie dies in ihrem grandiosen Erstling Kehraus der Fall ist, gibt es auch hier wieder etliche wunderbar gelungene Momente, in denen Polt den Nagel auf den Kopf trifft. Vieles kennt man aus eigener Anschauung, und gerade das Aufheben von Distanz schafft bei aller Entlarvung immer wieder auch Wärme und Anteilnahme für die Protagonisten. Tief im Inneren weiß man schließlich: In jedem steckt ein kleiner Spießer. -Thomas Reuthebuch