A Sigh, A Song

Lisa Bassenge Trio

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 19. August 2002
Verkaufsrang: 31806 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0033585510022
ASIN: B00006ALD7 (Amazon-Bestellnummer)
A Sigh, A Song - Lisa Bassenge Trio
A SIGH,A SONG

Nach seinem furiosen Debütalbum Going Home legt das Berliner Piano-Trio um die Sängerin Lisa Bassenge hier seinen Zweitling vor. Der Titel A Sigh, A Song könnte dabei durchaus programmatisch gemeint sein: Zwischen einem Seufzer und einem Lied müssen nicht unbedingt Welten liegen. Das jedenfalls führt der neunte Track, die einzige Eigenkomposition des Albums, vor Ohren. Darin zeigt die Band, wie sie die Reduktion auf das Wesentliche beherrscht und mit ganz wenigen Mitteln auskommt, um einen Song atmosphärisch unter die Haut gehen zu lassen.
Ein paar Worte, zwei Klavierakkorde, ein feinfühlig-geheimnisvoller Kontrabass genügen. Sie zaubern jene Stimmung hervor, die sich eben auch durch einen Liebesseufzer Luft machen kann. Natürlich ist da nicht zuletzt die Stimme der Sängerin. Für manche Balladen fehlt ihr vielleicht noch das große, selbst gelebte Leiden; nicht aber die Leidenschaft. Lisa Bassenges Gesang ist klar, geschmeidig und experimentierfreudig. Bereits auf ihrem Debütalbum hatte sie Madonnas "Like A Virgin" in eine zarte, wunderbar komplexe Ballade verwandelt. Jetzt hat sie sich mit ihren Begleitern außer Jazz-Standards weitere Pop-Titel vorgenommen, um sie zu dekonstruieren. Das Trio ist weit davon entfernt, Songs einfach zu covern; Jazz-Standards leuchtet es völlig neu aus, Popsongs übersetzt es ins Jazzidiom. Dabei entstehen Neuschöpfungen, die das Original manchmal sogar übertreffen.
Rio Reisers "Junimond", Tom Waits' "Ol' 55" oder "Shake The Disease" von Depeche Mode sind einfallsreiche, empfindsame Nachdichtungen, die allerdings auch Bruchstellen entdecken. Zum Beispiel verzichtet das Lisa Bassenge Trio bei "Shake The Disease" auf die gepflegte britische Langeweile, die die Arrangements der 80er-Jahre-Kultband umwehte. Dem Lied tut das gut, dem Trio ebenso. Es pflegt sein eigenes Lebensgefühl, und das hat mit zerebralem Jazz nichts zu tun. -Roman Rhode